Österreichs Parteien wollen dem Ausland gegenüber verstärkt mit einer Stimme sprechen, um ungerechtfertigter Kritik wirksamer begegnen zu können. Soweit das Anliegen, bei dem letzten Montag ein neuer Beginn gesetzt wurde.
Die Linzer Pilgergruppe, die anlässlich des 55. Todestages von Marcel Callo von Freitag bis Sonntag der Vorwoche in Frankreich war, hat es so erlebt: Menschen, die die Greuel der Nazi-Herrschaft selbst erlebt haben, sind den Österreichern mit größtem Wohlwollen und äußerster Freundlichkeit begegnet. Sie leben aus einer Kraftquelle: dem Beispiel eines Seligen. Ihr Leben lang haben sie mit den bitteren Erfahrungen gerungen, aber die Momente der Hoffnung waren stärker.
Vertrauensbildende Maßnahmen, wie sie jetzt die Regierung setzen möchte, können nur greifen, wenn sie auf einen aufnahmebereiten Boden fallen – und diesen Boden gilt es nicht nur im Ausland, sondern vor allem auch in Österreich zu bestellen. Es ist geradezu eine geistliche Herausforderung, die sich weniger an die Politik, als vielmehr an die Menschen selbst richtet: Kraft zu sammeln, um einander zu verstehen und sich unter keinen Umständen zum Hass verleiten zu lassen. Zur Vergangenheitsbewältigung gehört beides: Nicht nur die Verbrechen, auch die großartigen Beispiele gelebter Menschlichkeit gilt es ins Licht zu rücken. Von ihnen lässt sich leben.
Nicht nur die Verbrechen, auch die großartigen Beispiele der Menschlichkeit gilt es ins Licht zu rücken.