Wenn sich gefallene Engel und Schutzengerl treffen ...
Heiß war es draußen. In den Kirchenräumen angenehm kühl. Genau das richtige Wetter, um Engel in Linzer Kirchen zu treffen. Fremdenführerin Theresa Stampler hat kürzlich für kunstinteressierte KiZ-Leser/innen eine lebendige Engelführung angeboten.
Ausgabe: 2016/26
29.06.2016 - Elisabeth Leitner
Viele Besonderheiten und Neues entdeckten die Teilnehmer/innen der Tour „Triff deinen Engel“ durch drei barocke Linzer Kirchen. Dass die hl. Theresa im Deckenfresko der Kirche der Barmherzigen Brüder einfach übermalt worden war und sich in den hl. Johannes von Gott verwandelte, ist nur eine davon. Die Karmelitinnen-Kirche in der Herrenstraße war im Jahr 1787 von den Brüdern übernommen und teilweise neu gestaltet worden. Auch Zeitgenössisches wurde gesichtet: die Nike und der gefallene Engel in der Ursulinenkirche oder der Beichtraum von Elisabeth Plank in der Ignatiuskirche (2013).
Du bist ein Engel
Der Satz „Du bist ein Engel“ zeigt schon, welch große Bedeutung Engel heute noch haben, so erinnerte Stampler am Beginn der Führung an Engel im Alltag. Engel gelten als Boten Gottes: Sie sind Beschützer, Bewahrer, Begleiter. Im Lauf der Jahrhunderte haben sie sich verändert: Flügel bekamen sie erst 500 nach Christus, Kinder-Engel gibt es erst seit dem Spätmittelalter. Hunderte biblische Engel, Erzengel und Schutzengel beherbergen die Kirche der Barmherzigen Brüder, die Ursulinenkirche und die Ignatiuskirche. Interessant war dabei die Beobachtung, dass die Auftraggeber immer im Blick hatten, für wen sie eine Kirche errichten ließen: etwa für Kranke, für Schüler/innen oder als katholischen Prachtbau in der Zeit der Gegenreformation. – Die künstlerische Gestaltung spiegelt das wider. Im linken Seitenschiff der Ignatiuskirche befindet sich etwa ein Schutzengel-Altar aus dem Jahr 1667. Diesen hat damals eine Großmutter gestiftet, sie ließ in den Figuren Raphael und Tobias ihre Enkel darstellen. Einige Teilnehmer/innen erinnerten sich dabei an ihre Schutzengel-Abendgebete. Diese wurden in der Runde ganz unterschiedlich bewertet: von heilsam bis abschreckend. Den Abschluss der Tour bildete die Dreifaltigkeitssäule am Hauptplatz. Die Pestsäule war 1713 als Dank für die Errettung vor Pest und Kriegsgefahr errichtet worden. Stampler verglich sie mit der „Wolkensäule“ aus dem Alten Testament (Ex 2,13.21) und deutete sie als Symbol der Präsenz Gottes mitten in der Welt. – Persönlich-spirituelle Zugänge von Theresa Stampler ermöglichten den zehn Teilnehmern trotz Hitze einen erfrischenden Rundgang durch Linz. Zum Thema Engel: siehe Inpuncto „beflügelt“