Der Impuls, den die Ökumenische Initiative gesetzt hat, wurde aufgegriffen: In mehr als 200 „Z‘samm‘sitz‘n“ - Runden haben Menschen ausgehend von dem Buch „Über den Horizont hinaus“ über ihr Leben gesprochen: Über Freude und Leid, Verzweiflung und Hoffnung, Niederlagen und Neuanfang.
Regionaldiakon Carlo Neuhuber aus Steinbach an der Steyr gehörte bereits bei der Landesausstellung „Land der Hämmer – Heimat Eisenwurzen“ 1998 zu den Initiatoren. Ein Kreis von Christinnen und Christen aus der evangelischen, katholischen sowie der evangelikalen Freikirche im Bezirk Kirchdorf an der Krems hatte sich zur Ökumenischen Initiative zusammengeschlossen und die Landesschau mit einem Begegnungsprojekt für die Leute aus der Region bereichert. Die Bewohnerinnen und Bewohner wurden eingeladen, sich in kleinen Runden zu treffen und über ihr Leben zu reden. Um leichter über persönliche Themen ins Gespräch zu kommen, gab die Ökumenische Initaive ein Buch mit persönlichen Geschichten heraus. Das Echo war beeindruckend: Bei 1500 Z’samm’sitz’n-Runden tauschten die Leute ihre Erfahrungen aus und innerhalb von drei Jahren waren 20.000 Bücher in der Region und darüber hinaus unterwegs.
Über den Horizont hinaus
Mit dem neuen Buch „Über den Horizont hinaus“ hat die Ökumenische Initiative die Aktion von damals wieder aufgegriffebn. „Wir haben gespürt: Es ist wieder an der Zeit“, sagt Carlo Neuhuber. Das Gefühl hat ihn nicht getäuscht. In 20 der 25 Gemeinden, die zur Region gehören, fanden bisher über 200 Z’samm’sitz’n“-Runden statt. Über 4000 Bücher wurden dazu verkauft und verteilt. Und die Aktion geht noch weiter. „Die Zahlen sind mit denen zur Zeit der Landesausstellung natürlich nicht zu vergleichen, das waren andere Voraussetzungen“, erklärt Neuhuber. Die Rückmeldungen sind sehr ermutigend. Eine Frau berichtete: „Mein z’samm’sitz’n‘ hat von 14.30 bis 17.30 Uhr gedauert, hat allen sehr gefallen und wir haben beschlossen, uns wieder zu treffen. Wir haben das Buch begonnen zu lesen und sind dann auf viele Themen gekommen – wie halt das Leben so ist. Wir haben dann auch gemeint – mit unseren Lebensgeschichten könnten wir auch schon ein Buch schreiben.“
Genau das ist der Sinn von Z‘samm‘sitz‘n: dass man zum eigenen Leben kommt, freut sich die Ökumenische Initiative. Die Beiträge in dem Buch „Über den Horizont hinaus“ handeln von Ehekrisen und Behinderung, von Krankheit und Tod, von Überforderung und bleibenden Unfallfolgen, aber auch von Hoffnung und Kraft. Ein Beitrag widmet sich der Zeitgeschichte, dem Todesmarsch ungarischer Juden. Unabhängig vom „Z’samm’sitz’n“ ist die Lektüre des Buches anregend und ermutigend wie ein Leser schreibt: „ Auch wenn mein Lebensmittelpunkt hier im Mühlviertel ist, haben die Lebenszeugnisse in diesem Buch so viele Paralellen zu meinem Leben. Sie machen mir Mut zum Handeln und ich bin dankbar, dass ich soweit gesund bin und in der jetzigen Zeit in Österreich leben darf.“