Die Zeit vor Weihnachten ist eine Zeit des Werdens. Wer sich dem Werden jetzt öffnet, wächst einem Ereignis zu. Gedanken zu einer Schrift aus Glas von Judith Huemer.
Ausgabe: 2014/51, Huemer, Licht, Glas
16.12.2014 - Christine Grüll
Rosarot leuchtet der gläserne Schriftzug. „werden“ schwebt da an der Decke. Im Übergang von einem Raum in den nächsten, von Schwarz-Rot zu cremigem Weiß. Ein „werden“, das im Dunklen entsteht und weiterführt – ja, wohin? Nicht das Ziel ist wichtig, sondern das, was sich jetzt ereignet. Es ist ein hoffnungsvolles „werden“. In fröhlichem Rosa lädt es ein, sich zu öffnen für etwas, das kommen wird. Die Zeit vor Weihnachten ist eine Zeit des Werdens. Wer sich dem Werden jetzt öffnet, wächst einem Ereignis zu. Wenn das Werden durchlässig ist, ohne starre Grenzen und Vorstellungen, dann hat auch in Weihnachten vieles Platz. Nur keine Enttäuschungen. Werden heißt lebendig sein, Überraschendes und Unvorhergesehenes aufzunehmen. Werden heißt, dass Leben wächst. Die in Wien lebende Künstlerin Judith Huemer hat das mundgeblasene Schriftobjekt gestaltet. Mit dem Begriff „werden“ bezieht sie sich auf den französischen Philosophen Gilles Deleuze. Sie versteht es als Motor, um sich ständig verändernd mitten im Leben zu sein, im Denken und im Tun.
Judith Huemer gestaltete u. a. die Sterbeglocke in der Pfarrkirche Peuerbach.