Der Mensch ist allein. Und das ist nicht gut. Also kümmert sich Gott um ein entsprechendes Gegenüber für diesen Menschen. Die biblische Schöpfungserzählung versteht den Menschen in erster Linie als soziales Wesen. Erst in Gemeinschaft kann Menschsein sich entfalten.
Wow, gleich zu Beginn der Bibel wird über das Mensch-Sein nachgedacht. In der „Urgeschichte“ geht es weniger um eine naturwissenschaftliche Beschreibung der Entstehung der Welt; vielmehr um den göttlichen Urgrund, über den Sinn des Lebens. Die 1. Lesung macht sich grundlegende Gedanken darüber, wie es sich dabei mit dem Alleinsein verhält. Manchmal will ich bewusst alleine sein, ziehe mich zurück, möchte zu mir kommen, dem Urgrund nachspüren … Viele Menschen machen heute Erfahrungen von Einsamkeit und Isoliertheit, obwohl um sie herum Jubel und Trubel herrschen. Für mich sind Einsamkeit und bewusstes Alleinsein unterschiedliche Dinge. „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.“ Dieser Vers spiegelt eine Grunderfahrung wider: Wir sind aufeinander verwiesen, brauchen einander zu einem erfüllten Leben. Das ist eine wichtige Säule der Sinnerfahrung. Ein Mensch braucht das Eingebunden-Sein, die Gemeinschaft, soziale Bindungen … Das dem Menschen entsprechende Wesen wird aus etwas von ihm selbst geschaffen: einer Rippe. Leider wurde damit oft die Unterordnung der Frau unter dem Mann begründet und dabei die sinnstiftende Aussage übersehen. Die Bibel macht deutlich: Mann und Frau sind gleichwertig, wesensgleich und doch – Gott sei Dank – verschieden. Wir dürfen einander ergänzen, unsere Eigenart einbringen, uns immer wieder überraschen, zum Staunen einladen, wie erfüllend das Leben sein kann. Das ist auch der Sinn, ja die Berufung der Kirche. Ich wünsche mir, dass wir den Reichtum, den wir als Gemeinschaft haben, als Partnerinnen und Partner auf Augenhöhe nutzen können. Dass wir einander als gleichwertige Menschen helfen, trösten und ermutigen. Denn dazu sind wir als Menschen geschaffen.
Zum Weiterdenken
Was brauche ich zu einem erfüllten Leben? Wo und wann fühle ich mich einsam? Was und wer ist mir dabei eine Hilfe? Wem kann ich eine Hilfe, eine Stütze sein?
1. Lesung
Genesis 2,18–24 Dann sprach Gott, der Herr: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht. Gott, der Herr, formte aus dem Ackerboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und führte sie dem Menschen zu, um zu sehen, wie er sie benennen würde. Und wie der Mensch jedes lebendige Wesen benannte, so sollte es heißen. Der Mensch gab Namen allem Vieh, den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes. Aber eine Hilfe, die dem Menschen entsprach, fand er nicht. Da ließ Gott, der Herr, einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, so dass er einschlief, nahm eine seiner Rippen und verschloss ihre Stelle mit Fleisch. Gott, der Herr, baute aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, eine Frau und führte sie dem Menschen zu. Und der Mensch sprach: Das endlich ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch. Frau soll sie heißen; vom Mann ist sie genommen. Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau, und sie werden ein Fleisch.
2. Lesung
Hebräer 2,9–11 [...] aber den, der nur für kurze Zeit unter die Engel erniedrigt war, Jesus, ihn sehen wir um seines Todesleidens willen mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt; es war nämlich Gottes gnädiger Wille, dass er für alle den Tod erlitt. Denn es war angemessen, dass Gott, für den und durch den das All ist und der viele Söhne zur Herrlichkeit führen wollte, den Urheber ihres Heils durch Leiden vollendete. Denn er, der heiligt, und sie, die geheiligt werden, stammen alle von Einem ab; darum scheut er sich nicht, sie Brüder zu nennen [...]
Evangelium
Markus 10,2–16 Da kamen Pharisäer zu ihm und fragten: Darf ein Mann seine Frau aus der Ehe entlassen? Damit wollten sie ihm eine Falle stellen. Er antwortete ihnen: Was hat euch Mose vorgeschrieben? Sie sagten: Mose hat erlaubt, eine Scheidungsurkunde auszustellen und (die Frau) aus der Ehe zu entlassen. Jesus entgegnete ihnen: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben. Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie als Mann und Frau geschaffen. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. Zu Hause befragten ihn die Jünger noch einmal darüber. Er antwortete ihnen: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Auch eine Frau begeht Ehebruch, wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet. Da brachte man Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflegte. Die Jünger aber wiesen die Leute schroff ab. Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Amen, das sage ich euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.