Der Weltgebetstag um geistliche Berufe am 7. Mai ist Anlass, um mit dem Regens des Linzer Priesterseminars Johann Hintermaier über den Priesternachwuchs in der Diözese zu sprechen.
Ausgabe: 2017/18
02.05.2017 - Josef Wallner
Herr Regens, wie viele junge Männer sind zurzeit im Priesterseminar?Johann Hintermaier: Sechs Seminaristen studieren in Innsbruck Theologie, zwei sind in Linz und machen das Propädeutikum. Gemeinsam mit weiteren zehn Seminaristen aus ganz Österreich wohnen sie hier im Priesterseminar und absolvieren ein intensives Einführungsjahr. Im Herbst werden wieder zwei Kandidaten aus der Diözese in das Priesterseminar eintreten und mit mehreren Interessenten bin ich im Gespräch. Noch nicht für den Herbst 2017, aber für ein, zwei Jahre später. Ich möchte nicht überschwänglich sein: Aber da ist ein kleines Pflänzchen, das sprießt. Was mir sehr große Freude bereitet, ist die Einstellung der Seminaristen. Sie arbeiten ehrlich an ihrer Berufung.
Was heißt das?Hintermaier: Bei den Seminaristen von heute steht das spirituell-geistliche Leben eindeutig an erster Stelle. Die Frage, wie sie ihr Priestersein in einer Pfarre leben können, beschäftigt sie sehr. Seelsorge ist ihnen wichtiger als Struktursorge.
Jetzt hat aber die Kirche in Österreich und im Großteil Europas ein massives Strukturproblem: Durch den Priestermangel können Eucharistiefeiern, Sakramentenspendung und die klassische Pfarrarbeit immer schwerer aufrechterhalten werden ... Hintermaier: Vermutlich wird es nicht ohne Aufteilung der Leitung gehen in Spiritualität und in das mehr Organisatorische wie die Verantwortung für Kindergärten, Finanzen, Pfarrzusammenlegungen oder für die Verwaltungsaufgaben. Auch unter den aktuellen kirchenrechtlichen Rahmenbedingungen kann man da viel tun und tut auch unsere Diözese viel, sodass Priester Freiraum für die Kernseelsorge bekommen. Es kann nicht sein, dass die Berufung zum Priestertum mit den Managementqualitäten eines Kandidaten steht oder fällt. Aber natürlich braucht jeder Diözesanpriester, auf den im Regelfall ja eine Pfarre wartet, eine gewisse Kompetenz in der Menschenführung und im Management, sonst ist eher ein Kloster sein Ort.
Die Diözese schickt seit sechs Jahren ihre Seminaristen zum Studium nach Innsbruck. In einem regionalen Priesterseminar können sie dort in einer größeren Gemeinschaft ihren Weg auf das Priestertum hin gehen. Bewährt sich das Modell?Hintermaier: Grundsätzlich ja, aber es gibt Überlegungen, es zu modifizieren. Die erste Phase der Ausbildung, das Propädeutikum, ist ohnehin in Linz. Ein Teil des Studiums könnte weiter in Innsbruck erfolgen und der zweite Teil könnte an der eigenen Uni in Linz studiert werden mit Bezug zu unseren Pfarren. Das ermöglicht einen intensiveren Kontakt zur eigenen Diözese und das fördert die Zusammenarbeit mit den Laientheologinnen und Laientheologen, mit denen die Seminaristen künftig gemeinsam in der Seelsorge tätig sein werden. Und es bietet die Möglichkeit, dass die Seminaristen intensivere pastorale Erfahrungen als bisher in Pfarren ihrer Heimat sammeln können.
Das Motto für den heurigen Weltgebetstag lautet „Sei mutig“. Wer ist da gemeint?Hintermaier: Mut besteht für mich nicht darin, dass man sich blindlings in ein Abenteuer stürzt, sondern Mut hat mit Beziehung, mit Dialog zu tun. Es traut mir jemand etwas zu. Priesterberufe und andere kirchliche Berufe können nur in ermutigenden Begegnungen oder Gemeinschaften wachsen. Das ist das Um und Auf: Wir müssen Menschen ermutigen. Im Italienischen heißt Mut „Coraggio“, frei übersetzen könnte man das mit: „Nimm das Herz in die Hand“. Nimm Dein Herz in die Hand und verkünde das Evangelium. Das ist eine schöne Aufgabe für einen Priester. Wie die Bezeichnung sagt: Zum Weltgebetstag um geistliche Berufe sind die Pfarren eingeladen zu beten, aber was können sie noch tun? Hintermaier: Pfarren könnten darauf achten, dass sie Orte bleiben oder verstärkt werden, wo man sich gegenseitig Mut zuspricht und wo ein Klima herrscht, in dem Glaube und Berufung wachsen können.
Wer mit den Linzer Priesterseminaristen und Regens Johann Hintermaier Eucharistie feiern möchte, ist nach Maria Puchheim eingeladen: am Samstag, 6. Mai 2017 um 14 Uhr.