Niedrige Löhne und ungünstige Arbeitsbedingungen tragen zum schlechten Ruf der Gastronomiebranche bei. Die Arbeiterkammer will, dass schwarze Schafe unter den Betrieben strenger bestraft werden.
Sommer ist die Zeit, bequem zu sein und sich bedienen zu lassen. Für die Gastronomiebetriebe heißt das Hochsaison und Stress. Fleißige Kellner/innen eilen durch die Gastgärten, wuchten Tabletts mit Bierkrügel und Schnitzelteller. Es sind anstrengende Jobs, das ist klar. Doch was passiert hinter den Kulissen? Fragen, die sich aufdrängen, wenn Missstände ans Licht der Öffentlichkeit kommen. Im Frühjahr machte der Fall Plachutta Schlagzeilen. Das Wiener Edel-Restaurant schmiss einen slowakischen Kellner sofort hinaus, weil er seine selbst gekauften Erdbeeren mit Plachutta-Zucker versüßte. Die Arbeiterkammer prangerte daraufhin an, dass Plachutta im Dauerkonflikt mit dem Arbeitsrecht sei.
Strafe bei Lohnvorenthaltung
Auch in Oberösterreich gebe es in der Gastronomie überdurchschnittlich viele Verstöße, kritisiert die Arbeiterkammer. Unbezahlte Überstunden und Kündigungen im Krankenstand sind häufige Missstände. Zu heiklen Situationen führe bei den Kellner/innen der ständige Umgang mit Geld, erklärt Johann Kalliauer, Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich. Bei der Abrechnung können am Ende des Tages schnell Ungereimtheiten entstehen. Manche Arbeitgeber/innen würden das ausnutzen, um ungerechtfertigt Entlassungen auszusprechen. Er beklagt außerdem die teilweise lasche Zahlungsmoral der Betriebe. Wie im Falle einer Kellnerin aus Linz, die bei der Gebietskrankenkasse nur für 30 Stunden angemeldet war, obwohl sie Vollzeit arbeitete. Die Arbeiterkammer konnte 18.500 Euro Nachzahlung erstreiten. Kalliauer möchte bei den „schwarzen Schafen“, die die Löhne systematisch vorenthalten, jedoch noch weiter gehen. Er fordert in diesen Fällen zusätzlich zur Lohn-Nachzahlung einen Strafzuschlag. Konsequentere Abmahnung soll ein Ansatzpunkt sein, um die Bedingungen in der Branche zu verbessern.
Ungeliebte Überstunden
Der Ruf der Gastronomiebranche ist unter den Beschäftigten schlecht. Laut Arbeitsklima-Index sind Köch/innen besonders unzufrieden mit ihrer Arbeitszeit. Sie beklagen den hohen Zeitdruck und die Hitzebelastung am Arbeitsplatz. Die Bezahlung ist niedrig. Das durchschnittliche Einstiegsgehalt liegt bei 1230 bis 1410 Euro brutto pro Monat. Die Prognose des Arbeitsmarktservices lautet: „Viele offene Stellen bleiben unbesetzt.“
Positive Seiten der Branche
Oberösterreichs Wirtesprecher Thomas Mayr-Stockinger will die Arbeit in der Gastronomie schmackhaft machen. „Das Reizvolle an dieser Arbeit ist, dass es krisensichere Jobs sind. Die Mitarbeiter/innen sind wegen ihrer sprachlichen Fähigkeiten und ihrem direkten Umgang mit Kunden in allen anderen Branchen gefragt. Die Gastwirtschaft ist ein perfekter Ausbildungsplatz“, lobt Mayr-Stockinger die Branche. „Die Situation in der Gastronomie war immer schon schwierig; sie hat sich wegen der Wirtschaftskrise und Stagnation aber verschärft“, beurteilt Engelbert Eckhart, von der Gewerkschaft Vida, die Situation grundlegend anders.
Kürzung der Ruhezeit auf acht Stunden
Aktuell entzündet sich der Konflikt zwischen Arbeitgeberseite und Gewerkschaft an dem neu zu verhandelnden Kollektivvertrag. Die Wirte fordern, dass die Ruhezeiten von elf Stunden auf acht Stunden verkürzt werden. Die Befürchtung von Gewerkschaftsseite, so Eckhart: „Bisher wurden die elf Stunden Ruhezeit oft nicht eingehalten; bei acht Stunden würden diese wohl auch oft unterschritten werden.“