Frauen haben ein großes Herz. Ganz besonders groß ist das Herz von Müttern, wenn es um das Wohl und die Wünsche ihrer Kinder geht. Doch wie zufrieden sind die Mütter selbst? Wie steht es um ihre Kraft? Und warum können sie den Dank zum Muttertag oft schwer annehmen?
Bei manchen Müttern stellen sich schon beim Gedanken an den Muttertag die Nackenhaare auf. „Das ist falsche Bescheidenheit, fast typisch für Mütter“, lacht Marion Weiser, Coach, holistische Körpertherapeutin und selbst Mutter von drei Kindern. Es ist eine Tatsache, dass Mütter wenig Anerkennung bekommen. Was sie Tag für Tag tun, wird schnell zur Selbstverständlichkeit. Sie selbst sehen es meist als Pflicht. „Wir folgen da einem natürlichen Konzept. Schon während der Schwangerschaft nehmen Mütter Rücksicht auf das neue, frische Leben. Dann verwöhnen und schonen sie die Kleinen. Ihre eigenen Bedürfnisse treten immer mehr in den Hintergrund“, erklärt die Expertin. Dieses Verhalten nennt sie „Anpassungsfalle“ und „eine der schwersten Frauenkrankheiten“.
Aus Begeisterung wird Überforderung
Es ist gut und richtig, dass Mütter in ihrer Aufgabe wachsen und ihre Mutterrolle gern ausüben. Doch oft werden aus Müttern Funktionsmaschinen. Sie arbeiten ständig wie in einem Laufrad und erfüllen pausenlos Aufgaben, erledigen to-do-Listen und am nächsten Morgen beginnt der gleiche Trott. „Es ist nicht verwunderlich, dass irgendwann keine Freude, sondern nur mehr Erschöpfung da ist“, sagt Marion Weiser. Ihr Tipp: „Suchen Sie sich etwas, das Ihnen wieder Kraft gibt. Lesen, spazieren gehen oder einfach faulenzen – alles ist erlaubt. Aber man muss dranbleiben, sich bewusst für sich selbst Zeit nehmen. Mit etwas Disziplin erreicht man viel für sein eigenes Wohlbefinden.“ Die Expertin empfiehlt darüber hinaus Dinge, die einen persönlich Kraft kosten, nach Möglichkeit zu reduzieren. „Man kann Aufgaben in der Familie aufteilen, im Idealfall auch im Freundeskreis tauschen. Die Nachbarin übernimmt etwa die Organisation der Geburtstagsparty, weil Ihnen das einfach nicht liegt. Dafür machen Sie einen Radausflug mit den Kindern.“
Vereinfachen und Hilfe zulassen
„Weg mit dem Perfektionismus“, rät die Therapeutin. Mütter sind auch nur Menschen, keiner erwartet von ihnen, dass sie perfekt sind, nur sie selbst tun das. „Allzu oft schätzen Mütter ihre eigenen Leistungen überhaupt nicht, machen sich selbst runter. Sie wollen stark sein und alles im Alleingang schaffen. Damit gehen sie aber an ihre körperlichen Grenzen“, warnt Marion Weiser. Die Küche muss also nicht immer blitzblank sein, nicht jedes Wäschestück braucht gebügelt zu werden und Kinder können ihre Spielsachen auch selbst wegräumen. Überhaupt müssen sich Mütter nicht für alles verantwortlich fühlen. In der Regel wollen Kinder gerne mithelfen. Ein „ich mach das schon“ entmutigt sie und bald werden sie ihre Mithilfe gar nicht mehr anbieten. „Darüber sollte man sich dann auch nicht wundern“, sagt Marion Weiser und rät: „Lieber zulassen, dass die Kinder etwas falsch machen, als ihnen alles aus der Hand zu nehmen und selbst zu erledigen. Am besten mit kleinen Jobs beginnen, immer wieder ermuntern, und – ganz wichtig – dafür auch danken.“
Mütter gestalten
Viele Frauen lassen sich von der Familie geradezu überrollen. Obwohl sie das Problem kennen und auch perfekt beschreiben können, finden sie doch keine Lösung. „In der Problemfindung sind Frauen Spitze. Leider sind wir nicht so lösungsorientiert. Hier stehen Gewohnheit, Angst vor Änderungen und den Folgen, aber auch Bequemlichkeit im Weg“, konstatiert Marion Weiser. Dabei hätten doch gerade die Mütter viele Fäden in der Hand. Die Atmosphäre in der Familie, Harmonie, Gesprächs- und Konfliktkultur liegen meist in ihrer Hand. Sie leben Wertschätzung und Umgang mit Emotionen vor. Strukturen, Spielregeln und Grenzen werden maßgeblich von Müttern vorgegeben. Und sie können diese auch einfordern. Damit können Mütter säen und ernten.
Wünsche äußern
Nicht nur vor dem Muttertag dürfen Mütter Wünsche äußern. „Sie sollten das immer wieder. Aber nicht in einer Stresssituation, vielleicht gar laut und fordernd“, sagt Marion Weiser. Dazu müsse man aber erst einmal selber wissen, was man will. „Viele Frauen gehen ja einkaufen, mit dem Vorsatz, sich etwas Schönes zu gönnen. Heim kommen sie dann mit Dingen für die Kinder“, weiß sie auch aus eigener Erfahrung. Doch wie sollte dann die Familie wissen, was sich die Mutter wünscht?
Paar bleiben
„Früher war es automatisch so, dass Frau und Mann in die Rolle von Mama und Papa schlüpften, sobald ein Kind da war. Heute wird wieder mehr auf das Paar-Sein geachtet“, beobachtet Marion Weiser bei jungen Elternpaaren. Neben der Elternarbeit sollte man die Paarbeziehung nie aus den Augen lassen. Kurze Auszeiten zu zweit, aber auch eine bewusste gemeinsame Erziehungsarbeit sind für Mütter eine große Unterstützung.
Notizzettel
Zweitägige Pilgerwanderung für Paare
Durch das Naturschutzgebiet Rannatal, nach Oberkappel und Kollerschlag (Übernachtung), über Peilstein zur St.-Wolfgangs-Kirche bis zum Stift Schlägl. Mit Pilgerbegleiterin Paula Wintereder und Erwachsenenbildner Martin Wintereder. Do., 29. Mai, 9 Uhr bis Fr., 30. Mai, 17 Uhr, Kosten: 80 Euro pro Paar.
Vollmond-Pilgerwanderung für Paare
Auf dem österreichischen Jakobsweg entlang der Traun von Wels nach Lambach. Begleitet von Physiotherapeutin Lydia Neunhäuserer. Fr., 13. Juni, 1 Uhr nachts, Kosten: 40 Euro pro Paar inkl. Frühstück. Anmeldung für beide Wanderungen: BEZIEHUNGLEBEN.AT, Tel. 0732/76 10-35 11, E-Mail: beziehungleben@dioezese-linz.at
Neu im Netz
Wo gibt es welche Ferienbetreuung der Kinder? Welcher Kindergarten hat wie lange offen? Fragen, die eine neue Online-Initiative für Frauen auf www.karenzinfo.at mit einem Klick beantworten möchte. Die Seite ist noch im Aufbau, jede österreichweite Kinderbetreuungsinitiative kann direkt online aktualisiert werden. www.karenzinfo.at
Mundart-Kabarett
Muttersein zwischen Genuss und Herausforderung, Gschichtln mit Froh-Sinn. Das Kath. Bildungswerk Rainbach im Innkreis lädt zu einer heiteren Lesung mit Lydia Neunhäuserer. Auch Männer/Väter sind herzlich willkommen. Do., 15. Mai, 20 Uhr, GH Hauzinger – Kirchenwirt in Rainbach, Unkostenbeitrag: 5 Euro.