Osterbotschaft von Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz.
Ausgabe: 2015/14, Osterbotschaft, Bischof Schwarz
31.03.2015
Liebe Leserinnen und Leser unserer KirchenZeitung!
Blickt auf zu ihm, so wird euer Gesicht leuchten / und ihr braucht nicht zu erröten“ (Psalm 34,3). Dieser Vers aus den Psalmen des Alten Testamentes kommt mir in den Sinn, wenn ich an die Karwoche und an Ostern denke. Im Aufblicken auf Gott, der uns Vater und Mutter ist, erfüllt sich die Sehnsucht unseres Lebens.
Die Leidensgeschichte Jesu und das Osterereignis – seine Auferstehung – schenken uns diese gewaltige Hoffnung. Auf zweifache Weise holt uns die Ostererfahrung in diese Aufwärtsrichtung des Lebens.
Wir blicken auf zu Jesus, wie er am Kreuz für uns Menschen starb. Dass solche Liebe, die lieber selbst erleidet, als dass sie andere dem Leiden überließe, erfahrbar ist, erfüllt uns mit Zuversicht. Es ist kein sinnloses Sterben. Es gibt Hoffnung über das Scheitern hinaus. Alles Mühsame, Niederlagen, die wir erleiden müssen, Krankheit, jede Art Beeinträchtigung: Die Schmerzerfahrungen unseres Lebens ziehen uns nicht mehr nur hinab. Aufschauen dürfen wir – zu ihm und mit ihm, dem Gekreuzigten. Wir teilen mit ihm unser Hoffen.
Und dann das Fest der Auferstehung selbst. Nicht das Hinab ist die Richtung oder die Endstation unseres Lebens. Jesus von Nazaret, den sie ohne Hoffnung ins Grab gelegt haben, Gott hat ihn auferweckt. Natürlich wissen wir, dass das Oben des Himmels nicht eine geografische Ortsbeschreibung meint. Aber dass Gott unserem Leben eine viel größere, eine höhere Bedeutung schenkt, und dass es nicht nur beim Geborenwerden und Sterben bleibt, das zeigt uns die Ostererfahrung. Dass wir in der Liebe Gottes stehen, hebt uns hervor aus der bloßen Biologie.
Ostern ist das große Wunder unseres Lebens. Es ist das, was die großartige Schöpfung nicht aus sich selbst hervorzubringen vermag. Blickt auf zu ihm, so wird euer Gesicht strahlen – im Osterlicht.
Im zehnten Jahr meiner Berufung zum Bischof von Linz freue ich mich, dass ich diese Hoffnung mit Ihnen teilen darf. Aus dieser einen Hoffnung leben wir. Mit dem Blick nach oben werden wir auch den Blick für unsere Mitmenschen und für die Probleme unserer Zeit schärfen können. Er wird dann niemals ohne Hoffnung sein.
Die Gnade dieser österlichen Erfahrung wünsche ich Ihnen.