Das meistgesungene Marienlied ist wohl das „Magnificat“. Auch Martin Luther widmete sich dem Lobgesang, ruft der Schlägler Stiftskapellmeister Prof. Rupert Gottfried Frieberger in Erinnerung. Seit drei Jahren organisiert Frieberger ein Konzert mit Marienmusik: dazu ein kleiner Überblick.
Ausgabe: 2015/22, Marienlied, Marienmusik
26.05.2015 - Rupert Gottfried Frieberger
Musik zu Ehren der Gottesmutter hat ihren frühen Ursprung in der Gregorianik, die Anfänge reichen ins 7./ 8. Jahrhundert nach Christus zurück. Immer wieder haben Komponisten das Thema zum Lobe und zur Ehre Mariens aufgegriffen – mit der „Marienvesper“ von Claudio Monteverdi oder Bachs „Magnificat“ seien nur zwei der wichtigsten Werke der Musikgeschichte genannt. Lokal bezogen darf man den einstigen Linzer Domkapellmeister Joseph Kronsteiner mit einem zweiteiligen großen Oratorium „Maria“ nicht vergessen anzuführen.
Luthers Interpretation
Das „Magnificat“, der Lobpreis Mariens während des Besuchs bei ihrer Base Elisabeth, ist wohl das meistgebetete und meistgesungene Marienlied: täglich betet es jeder Priester im Abendgebet der Kirche, der Vesper. Und in allen Klöstern erklingt es Abend für Abend. Nicht uninteressant ist die Interpretation Martin Luthers für das Magnificat. Ein kleiner Auszug aus einer großen Predigt gibt darüber Aufschluss: „So tut auch die zarte Mutter Christi: Sie lehrt uns mit dem Exempel ihrer Erfahrung und mit Worten, wie man Gott erkennen, lieben und loben soll. Denn dieweil sie sich hier mit fröhlichem, springendem Geist rühmt und Gott lobet, er habe sie angesehen, obwohl sie niedrig und nichts gewesen sei, muss man glauben, dass sie arme, verachtete, geringe Eltern gehabt (hat).“ Martin Luther greift dann auf die Bibelstelle Jesaja 11,1–2 zurück: Eine Rute wird aufgehen von dem Stamm Jesse, ein Zweig aus seiner Wurzel wird Frucht bringen. Maria steht für den Stamm, der Zweig für Christus. Luther führt in Folge aus, dass zwar das Geschlecht Davids anfänglich ein ansehnliches gewesen sei, aber im Lauf der Zeiten hätten „.... die Priester die Ehre an sich gebracht“ und das Geschlecht Davids sei wie ein toter Baumstumpf gewesen. Weiter heißt es bei Luther dann: „Und eben da solche unansehnliche Gestalt am weitesten entwickelt war, kommt Christus und wird von dem verachteten Stamm, von dem geringen armen Dirnlein geboren. (...) So gehen Gottes Werke und Augen in die Tiefe, Menschengesicht und -werk nur in die Höhe. Das ist nun die Ursache ihres Lobgesangs.“
Marienmusik in Schlägl
Zurück zur Gegenwart: In Schlägl ist die kleine Wallfahrtskirche St. Wolfgang am Stein nicht nur ein wichtiges Kunstdenkmal italienischer Baukunst auf gotischem Grunde, sondern auch ein markanter Wallfahrtsort mit dem Patrozinium „Maria Heimsuchung“, das am 2. Juli begangen wird. Seit drei Jahren laden die Internationalen Schlägler Musikveranstaltungen an diesem Tage zu einem Konzert mit „Marienmusik“ ein, wohl auch, weil sich seit kurzer Zeit dort eine kleine italienische Barockorgel befindet, die bestens geeignet ist zur Gestaltung der Konzertprogramme. Unter den zahlreichen barocken Kompositionen italienischen Ursprunges werden Werke von G. Cavazzoni, L.Viadana, G. Cima, A. Lucchesi, G. B. Graziolo und G. Sammartini zu hören sein, dargeboten in der Besetzung für Alt, zwei Blockflöten und Orgel. Ausführende sind Barbara Wolfmayer (Alt), Elisabeth Hirsch und Barbara Scharinger (Blockflöten) und Rupert Gottfried Frieberger (Orgel).
Donnerstag, 2. Juli 2015, 19.30 Uhr, St. Wolfgang am Stein bei Schlägl.