Auf enormes Interesse ist die Einladung zur Gründung des Vereins für Linzer Diözesangeschichte gestoßen – mehr als sechzig Interessierte sind zum Eröffnungsymposion in das Linzer Priesterseminar gekommen.
Dass die Gründung eines Vereins für Diözesangeschichte nichts mit Schrebergartenmentalität zu hat, zeigte Univ.Prof. Dr. Günther Wassilowsky in seinem Vortrag „Wozu regionale Kirchengeschichte?“ auf. Die Grundannahme moderner Politikwissenschaft „Alle Politik ist lokal“ trifft auch auf die Kirchengeschichte zu: „Alle Kirchengeschichte ist lokal“, betont Wassilowsky. Das trägt der Tatsache Rechung, dass Entscheidungen der Kirchenleitung erst dann wirksam werden, wenn sie vor Ort angekommen sind. „Welche Bedeutung einem Konzil zukommt, entscheidet sich nicht in Trient oder im Vatikan, sondern in den lokalen Ortskirchen.“ Nur in der Zusammenschau unterschiedlicher Regionen ergibt sich ein Bild der allgemeinen Kirchengeschichte. Es ist aber auch umgekehrt. Die regionale Geschichte prägt die große. Der Linzer Kirchengeschichtler verweist auf Bischof Franz Zauner. Das II. Vatikanische Konzil konnte nur deshalb eine grundlegende Liturgiereform anstoßen, weil Konzilsväter wie Zauner in ihren Diözesen bereits Erfahrungen mit einer erneuerten Liturgie gesammelt hatten.
Würde des Gottesvolks
Die Kirchengeschichte lokal zu verorten hat auch einen theologischen Grund, der im Kirchenverständnis des II. Vatikanums liegt, erklärt Wassilowsky: Es muss das Leben des gesamten Gottesvolkes in den Blick genommen werden, in dem ein Arbeiter oder eine Bäuerin dieselbe Würde wie ein Bischof haben. Wassilowskys Referat und die weiteren Vorträge des Symposiums (Hintermaier über das Entstehen des Vereins, Birngruber über Archiv und Diözesangeschichte und Wagner „Die Linzer Diözesansynode 1970–1972“) werden als Gabe für die Mitglieder im Neuen Archiv zur Geschichte der Diözese Linz veröffentlicht.
Infos über den Diözesan-Geschichtsverein: dioezesangeschichte@dioezese-linz.at