Er steht voll hinter dem, was die katholische Kirche sagt, betont Alexander Voglauer von der Erneuerungsbewegung Loretto. Um Reformen sollen sich die Bischöfe als Hirten kümmern.
Ausgabe: 2014/45, Voglauer, Loretto, Christkönig
04.11.2014 - Interview: Paul Stütz
Zuerst: Was ist Loretto überhaupt? Alexander Voglauer: Wir sind eine Erneuerungsbewegung. Das hat 1987 in Wien angefangen, da haben sich drei Jugendliche nach einer Wallfahrt nach Medjugorje, getroffen, angefangen zu beten und nachher Wurstsemmerl zu essen. Das ist dann immer mehr geworden. Unsere Vision ist es, Räume zu schaffen, in denen Gott erfahrbar werden kann.
Offenbar trifft das einen Nerv. Die Loretto-Glaubensevents haben relativ großen Zulauf, etwa das X-Fest in Linz. Es liegt zunächst viel am gemütlichen Ambiente: In der Kirche wird ein roter Teppich ausgelegt und es gibt Scheinwerferlicht, nachher coole Musik, Cocktails. Im Grunde liegt der Erfolg aber nicht an uns. Sondern es ist Gott, der attraktiv ist, der wirkt. Für viele ist die Form des Gebetes, direkt mit Gott zu sprechen, sehr ansprechend.
Wo gibt dir der Glaube im Alltag Kraft? Durch die regelmäßigen Gebete. Das Erste, wenn ich aufstehe ist, dass ich ein Kreuzzeichen mache und sage: „Herr ich schenke dir mein Leben“. Das gibt mir Stärke, dass ich Gott schon in der Früh begrüße mit dem Bewusstsein, dass ich Gutes und nicht Schlechtes machen möchte.
Beim letzten X-Fest stellte Loretto die Frage: Warum an Gott glauben? Was ist deine Antwort? Ist es wirklich aus nach 80 Jahren? Man stirbt und alles war für nix? Das wäre traurig. Warum gibt es Leben auf der Erde? Ich glaube nicht, dass alles Zufall ist. Es muss mehr geben. Ich glaube, dass Gott alles erschaffen hat.
Loretto betet für die Erneuerung der Kirche. Sind damit auch Kirchenreformen gemeint? Ich bin nicht der Meinung, dass wir da unbedingt mitreden müssen, was geändert gehört. Wir vertrauen auf die jahrtausendealte Tradition, dass sich die Kirche reformiert und die Bischöfe als Hirten das machen. Wir mischen uns nicht ein und sind einfach katholisch.
Wo passiert dann Erneuerung? Unser Wunsch, die Kirche zu erneuern, betrifft die innere Umkehr, weil viele Christen nicht mit dem Herzen dabei sind. Anfangen soll es immer bei einem selber. Die Reformen sollen nicht äußerlich, sondern innerlich passieren.
Trotzdem: Auch Papst Franziskus hat mögliche Reformen auf die Agenda gesetzt. Wie verfolgt Loretto diese Diskussion? Es ist nicht so, dass wir uns mit nichts befassen. Aber es wird so viel Wind um diese Themen gemacht, wie Zölibat oder Frauenpriestertum. Es geht nicht darum: Glaube ich ans Zölibat?, sondern: Glaube ich an Gott? Das ist viel wichtiger.
Welche Position hat Loretto zum Zölibat? Loretto steht hinter dem, was die Kirche sagt, wir stehen hinter dem Zölibat. Es ist ja nicht so, dass die Priester gezwungen werden, ein eheloses Leben zu führen, sondern sie wählen das aus freien Stücken und um des Himmelreiches willen.
Nach der Familiensynode benannte Kardinal Schönborn es als großes Thema, dass viele Paare nicht mehr kirchlich heiraten. Wie siehst du das? Ich glaube, das Verständnis für die Ehe ist ein bisschen verloren gegangen, weil die meisten Paare schon vor der Hochzeit zusammenleben und miteinander schlafen. Wenn ich vorher schon alles lebe, was in der Ehe ist, warum sollte man heiraten? Meine Frau und ich sind erst nach der Hochzeit zusammengezogen.
Mit der katholischen Vorgabe „Kein Sex vor der Ehe“ haben die meisten Jugendlichen ein Problem. Für Loretto ist das aber eine klare Regel, an die man sich halten muss? Wir glauben, dass es eine gute Idee ist, dass man nicht vor der Ehe miteinander schlafen soll. Es ist ein schöner Liebesbeweis, sich füreinander aufzuheben.
Ist Loretto konservativ? Ich mag diese Schublade nicht, wir sind einfach katholisch, einfach Christen. Wir sind nicht die Frömmler, die den ganzen Tag Rosenkranz beten. Obwohl ich schon ab und zu gerne einen Rosenkranz bete. Es ist blöd, wenn diese Vorurteile da sind.
Wie steht ihr zur Katholischen Jugend, deren Vertreter sich teilweise für Kirchenreformen aussprechen? Ich sehe es als Bereicherung, jeder, wie er sich einbringt, wenn wir alle als Ziel haben, Christus zu dienen. Ich sehe das nicht als Konkurrenz.
Ist das Christkönigs-Festival, das Loretto dieses Jahr in Kremsmünster feiert, eine Woche vor dem Jugendsonntag der Katholischen Jugend, denn keine Konkurrenzveranstaltung? Wir haben es extra eine Woche vorverschoben, damit wir niemandem etwas wegnehmen. Wir wollen ermöglichen, dass die Leute Gott begegnen können, und wir wollen sie ermutigen, auch in ihren Pfarren mitzuwirken. Loretto wirkt da wie ein Durchlauferhitzer.
Jugendfestival
Das Christkönig-Festival unter der Hauptorganisation von Loretto findet von 14. bis 16. November im Stift Kremsmünster statt. Sprechen werden dabei u.a. Abtprimas Notker Wolf, Nuntius Peter Stephan Zurbriggen und Landeshauptmann Josef Pühringer. www.jugendfestival.at
Der Jugendsonntag der Katholischen Jugend wird am 23. November in vielen Pfarren gefeiert. Über die Jugendarbeit der KJ lesen Sie in der nächsten Nummer vom 13. November.