Ich glaube an Gott, das sagt sich leicht in der Kirche. Aber ist das so leicht in aller Öffentlichkeit – oder gar vor der halben Welt? Ein "Unter Uns" von KiZ-Redakteurin Christine Grüll.
Ausgabe: 2016/20
18.05.2016 - Christine Grüll
Ich bin ein Songcontest-Fan. Während andere mit Fußballclub-Schals vor dem Fernseher sitzen, lege ich die Federboa aus der Faschingskiste an und lasse mir etwas vorsingen. Es gefällt mir, dass europäische Länder – und seit heuer auch Australien – ihre Sängerinnen und Sänger in einem künstlerischen Wettstreit antreten lassen. In glitzernden Kostümen tanzen sie auf der Bühne und singen, was die Stimme hergibt. Diese Art von Popmusik sagt mir nicht unbedingt zu. Aber beim Finale am 14. Mai hat mich ein Lied berührt. Die ukrainische Sängerin Jamala sang vom Schicksal der Krimtataren. Sie wurden 1944 von der Halbinsel Krim vertrieben. Jamala sang von Menschlichkeit und Freiheit und hat den Songcontest gewonnen. Gleich anschließend sprach sie auf einer internationalen Pressekonferenz. Die Journalistinnen und Journalisten haben ihr mehr oder weniger intelligente Fragen gestellt. Zum Beispiel, ob sie an ihr Horoskop glaube. Nein, das tue sie nicht, sagte Jamala: „Ich glaube an Gott.“ Das hat mir imponiert.