Franziska Jägerstätter hat ihren seliggesprochenen Mann Franz auf den Geschmack des Glaubens gebracht, sie hat unzählige Menschen mit ihrem fröhlichen Wesen angesteckt und für den Glauben begeistert – ein Dank zu ihrem 100. Geburtstag.
Ausgabe: 2013/09, Jägerstätter, Geburtstag, St. Radegund, Mariendom, feiern, Theatersommer, Felix Mitterer,
26.02.2013 - Josef Wallner, Christine Grüll
Josef Steinkellner, Pfarrer in Tarsdorf und St. Radegund, sagt es ohne Umschweife: „Ich habe das Beten von Franziska gelernt.“ Ein starkes Bekenntnis aus dem Mund eines Mannes, der von Berufs wegen betet und selbst viele Menschen zum Beten anleitet – von den Kindergartenkindern angefangen bis zu den alten Menschen seiner Pfarren. Genauso hat das auch Annemarie Schnaitl gemeinsam mit ihrem Mann Hubert aus Tarsdorf erlebt: „Als wir jung verheiratet waren, haben wir den Cursillo gemacht und waren mit Franziska in derselben Gebetsgruppe. Ich habe von ihr beten gelernt.“ Für Annemarie Schnaitl zeichnet Franziska Jägerstätter eine tiefe, sehr erstrebenswerte Frömmigkeit aus, die aber nichts mit Weltverachtung zu tun hat. „Sie war immer schön gekleidet und hat sich etwas gegönnt.“ Dem Ehepaar Schnaitl sind aber auch die Jägerstätters als Ehepaar wichtig. „Sie zeigen, was es heißt, zueinander zu stehen, wenn das Leben schwer wird.“
Sieben Jahre verheiratet, siebzig Witwe
Sieben Jahre waren Franz und Franziska Jägerstätter verheiratet, seit siebzig Jahren ist Franziska Witwe. Und doch blieb sie ihrem Mann verbunden – all die Jahrzehnte über seinen Tod hinaus. Es war von Anfang an eine besondere Beziehung. Die Bewohner von St. Radegund bezeichneten ihre Ehe als die glücklichste im ganzen Dorf, schreibt Franziska einmal an den Pfarrer, der ihrem Mann im Gefängnis in Berlin beigestanden ist. Franz und Franziska blieben Verliebte, davon geben die Briefe der beiden eindrucksvoll Zeugnis, macht die Jägerstätter-Biografin Erna Putz aufmerksam: Menschliche Liebe und religiöse Erfahrung waren bei ihnen nicht zu trennen. Das hilft schließlich Franz aus der schwersten Krise seines Lebens. Nach der Verweigerung am 2. März 1943 fällt er – wie von anderen prominenten NS-Häftlingen auch bekannt – in eine Art Depression, er verliert allen Halt, sogar sein Glaube gerät in Gefahr. Am siebten Hochzeitstag, dem 9. April 1943, schreibt er dann aber an Franziska in etwa so: Wenn ich dieses Glück, diese Liebe und Gnaden betrachte, die wir gemeinsam erlebt haben, dann muss es auch Gott geben. Treffend hat Erna Putz kürzlich einen Vortrag mit dem Titel überschrieben: „Heilig wird man nicht allein.“
Franziska als Edelstein
Mit der Enthauptung am 9. August 1943 war die Beziehung von Franziska Jägerstätter zu ihrem Mann nicht zu Ende. Sie dauert fort bis heute. „Franzl, jetzt musst' mir helfen“, hat sie oft zu ihm gesagt. Und er hat geholfen: bei der Arbeit am Bauernhof, die sie als Frau alleine oft an die Grenzen ihrer Kraft führte, bis ins hohe Alter. Vertraute wie Pfarrer Steinkellner und Erna Putz wissen viele Ereignisse zu erzählen, wo sich Frau Jägerstätter in ganz praktischen Dingen von ihm getragen und unterstützt gefühlt hat. Für Pfarrer Steinkellner hat diese den Tod überdauernde Verbindung von Franziska Jägerstätter zu ihrem Mann einen Aspekt, der über das Persönliche hinausgeht: „Durch Franziska spürt man die Nähe von Franz, weil sie ein Herz und eine Seele waren und sind.“ Nicht nur die Botschaft seiner Briefe und seine Aufzeichnungen halten den seligen Franz Jägerstätter lebendig, es ist ganz besonders die Liebe seiner Frau. „Franziska ist ein Edelstein für St. Radegund, für die Pfarre und weit darüber hinaus.“
Wie geht es Franziska Jägerstätter?
St. Radegund. Seit etwa einem Jahr ist Franziska Jägerstätter bettlägrig und wird in ihrer Wohnung im Haus ihrer Tochter betreut. Frau Jägerstätter wurde in den letzten Monaten zusehends schwächer und müder. Sie kennt vertraute Menschen, freut sich auch über deren Besuch, aber ihre physische und psychische Verfassung ist von Tag zur Tag sehr unterschiedlich. Sie schläft sehr viel.
Termine
Gottesdienste zum Geburtstag
St. Radegund. Die Familie Jägerstätter und die Diözese Linz feiern den Geburtstag von Franziska Jägerstätter in einem Festgottesdienst am Montag, 4. März um 16 Uhr in der Pfarrkirche St. Radegund mit Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz und Bischof emeritus Maximilian Aichern. Linz – Mariendom. Am Sonntag, den 3. März wird um 10 Uhr in einem Gottesdienst im Linzer Mariendom des Geburtstags von Franziska Jägerstätter gedacht. Anschließend ist eine Andacht bei der Jägerstätter-Stele.
Mit der KiZ zu „Jägerstätter“
Stück von Felix Mitterer beim Theatersommer Haag
Angebot. Der Theatersommer Haag steht heuer im Zeichen von Franziska und Franz Jägerstätter (siehe Kasten). Ein willkommener Anlass, die Leser/innen der KirchenZeitung am 5. Juli zu einer Gesprächsrunde in den Haager Pfarrsaal sowie zum gemeinsamen Besuch der anschließenden Aufführung einzuladen. Felix Mitterer, Autor des Stückes „Jägerstätter“, Gerti Drassl, Darstellerin der „Franziska“ sowie Gregor Bloéb, Intendant und Darsteller des „Franz“, haben für das Podium zugesagt. Sie werden über ihren höchst persönlichen Zugang zum Stück und zu den Rollen sprechen und darüber, was Themen wie Liebe und Tod, Zweifel und Mut heute noch bedeuten.
Gesprächsteilnehmer/innen und Treffpunkt: Felix Mitterer, Gerti Drassl und Gregor Bloéb; Freitag, 5. Juli, im Pfarrsaal des Pfarrhofes Haag (neben der Bühne); Treffpunkt: bei der Tür der Sakristei um 18 Uhr, Beginn der Veranstaltung um 18.15 Uhr, Beginn der Aufführung um 20.30 Uhr.
- Die KirchenZeitung hat ein Kontingent von 50 Karten in der Kategorie 2 zum ermäßigten Preis von € 45,– reserviert. Um verbindliche Anmeldung zum Gespräch bzw. zur Aufführung des Stückes „Jägerstätter“ am Freitag, 5. Juli, wird gebeten. Anmeldeschluss ist der 30. März. Die Karten werden mit Erlagschein zeitgerecht per Post zugestellt. Anmeldung: KirchenZeitung, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz, Fax: 0732/76 10-39 39, E-Mail: office@kirchenzeitung.at, Kennwort „Jägerstätter“.
„Jägerstätter“ beim Theatersommer Haag
Von 3. Juli bis 9. August präsentiert der Theatersommer Haag das Stück „Jägerstätter“ von Felix Mitterer. Franz Jägerstätter träumte im Jänner 1938 von einem Zug mit vielen Menschen. „Dieser Zug fährt in die Hölle“, sagte eine Stimme. Dem jungen Bauern aus Oberösterreich war der Traum eine Warnung vor dem Nationalsozialismus. Bei der Volksabstimmung über den Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland gab er die einzige Nein-Stimme in seinem Ort ab. Er wurde wegen Wehrdienstverweigerung verhaftet und in Berlin hingerichtet. Noch Jahrzehnte nach dem Krieg galt er als Verräter. 2007 wurde er seliggesprochen. Eine Liebesgeschichte. Von seinen Ängsten und seinem Mut handelt das Stück, das Felix Mitterer für den Theatersommer geschrieben hat. Regie führt Stephanie Mohr, die 2012 mit dem Nestroypreis ausgezeichnet wurde. Gregor Bloéb – heuer zum letzten Mal als Intendant verantwortlich – spielt die Hauptrolle. „Er ist der richtige, weil er so lebensfroh und tatkräftig ist wie Jägerstätter“, meint Felix Mitterer. Der Autor stützte sich bei seinen Recherchen auf die Publikationen der Historikerin Erna Putz. Im Mittelpunkt des Stückes steht die Liebe zwischen Franz und Franziska, die Gerti Drassl auf der Bühne verkörpern wird. In der Rolle des Gauleiters ist Michael Schönborn, Bruder des Wiener Erzbischofs, zu sehen. Ein umfangreiches Programm begleitet die Aufführungen.