Eine Perle als Sinnbild für einen kleinen Menschen, sie steht im Mittelpunkt eines neuen Gedenkortes für verstorbene Kinder in der Pfarrkirche Schönau im Mühlkreis. Die Künstlerin Judith P. Fischer hat ihn gestaltet.
In der frisch renovierten Taufkapelle steht ein grauer Stahlzylinder. Er trägt eine goldene Scheibe. In einer Wandnische daneben hält ein Glasbehälter Weihwasser bereit. Zwei Worte umrahmen die Nische: „erinnern“ und „anvertrauen“ ist hier – aus Stahl geschnitten – zu lesen. Die Künstlerin Judith P. Fischer hat diesen Gedenkort für Kinder, die vor, während und nach der Geburt verstorben sind, gestaltet. Sie hat dafür ein Bild aufgegriffen, das Begriffe wie klein und kostbar in sich trägt: die Perle.
Die Zeichen lesen
„Die Frauengruppe, die das Projekt initiiert hat, hat die Inhalte durch Perle, Spiralbewegung und Jakobsmuschel vorgegeben“, sagt die in Wien und Niederösterreich lebende Künstlerin Judith P. Fischer. Der indonesische Name für Perle, „Mutiara“, hat sie auch zum Titel des Kunstwerks angeregt. Das Herzstück ist die vergoldete Bronzeplatte. In mehreren aufwändigen Arbeitsschritten hat sie die Künstlerin in der Technik des Gipsschnitts gearbeitet. Als Resultat sind auf der Platte die Zeichen reliefartig „abzulesen“. Im Mittelpunkt liegt eine kleine, weiße Kerze, symbolisch für die Perle. Von ihr geht eine Spirale aus als Sinnbild für Anfang und Ende des Lebens. Erhabene Punkte erinnern an den Namen „Sternenkinder“ für früh verstorbene Kinder. In Längslinien ist die Jakobsmuschel stilisiert dargestellt. Drei kleine Kreuze liegen an der einen Seite in drei Kammern eingebettet. Gegenüberliegend sind die Schwingen eines Vogels zu erkennen. „Sie bedeuten das Loslassen als einen wesentlicher Teil des Trauerns“, erklärt Judith P. Fischer. Umrahmt werden die Bilder von einem Geflecht aus Linien. Sie sind der Form von quer geschnittenen Baumwurzeln nachempfunden. „Sie festigen die theologischen Inhalte und binden die verstorbenen Kinder mit ein“, so die Künstlerin, die für ihre bildhauerischen Arbeiten bereits mehrfach ausgezeichnet wurde. Ihre Freude an der gelungenen Arbeit teilt sie mit allen Beteiligten, und vor allem mit Waltraud Moßbauer.
Ein Ort für Trauer und Trost
„Die Künstlerin hat etwas so Schönes aus dem Raum gemacht, das wir alleine nicht erreicht hätten“, sagt Waltraud Moßbauer. Sie hat die Projektgruppe mit jeweils zwei Vertreterinnen der Katholischen Frauenbewegung, der Goldhaubengruppe, der Spielgruppe und der Turnerinnen in den letzten zwei Jahren geleitet. Der vormals dunkle Fußboden in der Kapelle wurde durch helle Platten ersetzt, die Bänke wurden renoviert. Am 10. Jänner wurde das „Mutiara“ gesegnet. Ein würdevoller Ort, um zu trauern und Trost zu finden.
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