Wie man ins Klassenzimmer ruft, so hallt es zurück. Aber nicht nur das Leistungsniveau, auch die Motivation der Schüler/innen hängt mit dem Verhalten der Lehrpersonen zusammen. Dr. Christoph Helm von der JKU Linz hat den wissenschaftlichen Beweis.
Ausgabe: 2015/14, Unterricht, Motivation, Schule
31.03.2015 - Brigitta Hasch
Man muss kein Schulexperte sein, um das zu erahnen: Der menschliche Faktor und die zwischenmenschlichen Beziehungen spielen im Unterricht eine wesentliche Rolle. Und trotzdem sind Schulreformen überwiegend Strukturreformen. Die Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern, aber auch der Lehrenden werden immer noch zu wenig beachtet.
Lehrperson im Fokus
Christoph Helm vom Institut für Pädagogik und Psychologie an der Johannes Kepler Universität Linz untersuchte die Wechselwirkung zwischen Lehrerverhalten und Motivation in 14 Klassen von verschiedenen Handelsschulen und -akademien. Die befragten 358 Schülerinnen und Schüler waren im Alter zwischen 14 und 15 Jahren. Eine zentrale Frage der Studie war, welche Unterrichtsformen als motivierend empfunden werden. Diese drei Antworten wurden oft genannt: – verständliches Erklären, – abwechslungsreicher Unterricht und – Umgang mit den Schüler/innen. Auch das Eingehen auf persönliche Anliegen zeigte sich motivationsförderlich.
In der Sprache der Jungen
Ganz wesentlich für die Motivation ist, dass die Schülerinnen und Schüler dort „abgeholt“ werden, wo sie sich gerade befinden. Wird ihr Wissensstand und ihre Sprache im Unterricht berücksichtigt, haben sie mehr Möglichkeiten, mitzuarbeiten.
Aktivierender Unterricht
Fragen, Diskussionen, Geschichten, Brücken zum Alltag; Überall dort, wo sich Schülerinnen und Schüler einbringen können, ist für Abwechslung gesorgt. Auch das steigert die Motivation.
Selbstbestimmtes Lernen
„In der Wissenschaft sprechen wir dann von wertschätzend, wenn drei Grundbedürfnisse befriedigt werden“, erläutert Christoph Helm, „man möchte seine Person als erfolgreich erleben, sozial in der Gemeinschaft eingebettet sein und das Gefühl haben, selbst entscheiden zu können. Damit sind die sogenannten psychologischen Grundbedürfnisse abgedeckt.“
Fachliche Kompetenz
Das Fachwissen einer Lehrperson ist für die Motivation von Schülern nur indirekt wichtig. „Es hat sich gezeigt, dass ein klar strukturierter Unterricht motivationssteigernd ist. Dazu benötigt ein Lehrer natürlich auch fachliche und fachdidaktische Kompetenz“, erklärt der Studienautor.
Langzeitwirkung
Die Studie hat nicht nur gezeigt, wie wichtig das Lehrerverhalten für die Motivation der Schüler momentan ist. „Wir konnten erstmals eine Langzeitwirkung nachweisen. Lehrer/innen und Schüler/innen prägen gegenseitig ihren Arbeits- und Lernraum ,Unterricht‘ tatsächlich nachhaltig über mehrere Jahre.“ Ein Ergebnis war für Christoph Helm ernüchternd, wenn auch nicht ganz unerwartet: mehr Motivation bedeutet nicht zwingend bessere Leistungen und Noten. „Für den Lernerfolg sind neben der Motivation einfach noch viel mehr Faktoren verantwortlich.“
Für die Studie „Reziproke Effekte zwischen wahrgenommenem Lehrerverhalten, intrinsischer Lernmotivation und Schülerleistungen im Fach Rechnungswesen“ erhielt Dr. Christoph Helm den Österreichischen Wissenschaftspreis 2014.