Erwartungsgemäß spielt auch im Bundespräsidentschaftswahlkampf die Beschwörung „christlicher Werte“ eine Rolle – und sei es in Bierzeltreden zum 1. Mai. Als mündige Christen sind wir aufgerufen, vor unserer Wahlentscheidung solche Aussagen am Maßstab der Bibel zu überprüfen. Erinnert sei hier nur an die Nächsten- und Feindesliebe (z. B. Mt 22,39; Mt 5,44) und an die Gerichtsrede Jesu mit der Aufforderung, für die Geringsten (die Hungernden, Dürstenden, Fremden und Obdachlosen, Nackten, Kranken und Gefangenen) einzutreten (Mt 25,31–46). Bei Matthäus findet sich übrigens auch die sprichwörtlich gewordene Warnung vor den falschen Propheten (Wölfe, die wie Schafe aussehen, Mt 7,15): Man erkennt sie an den Früchten ihres Tuns.