KOMMENTAR_
An Stamm- und sogar Familientischen geht es heiß her in diesen Tagen. Mit ziemlich viel Überzeugung und mit noch mehr Ratlosigkeit wird über den Fieberzustand der gegenwärtigen Politik debattiert: in Österreich, in Deutschland und überhaupt auf der Welt. Ratlosigkeit ist allenthalben zu spüren – aber wer gibt schon gerne zu: Ich weiß nicht, was jetzt richtig ist!
Wie viel wäre geholfen, wenn der Zweifel an politischen Positionen nicht nur der politischen Gegenposition gälte, sondern auch den eigenen Positionen gegenüber. In den schwierigen politischen Fragen – in deren Risikobewertung – kann sich heute doch niemand mehr ganz sicher sein. Es gibt oft nicht das eindeutige Ja oder Nein. Einfach, weil man noch nicht um alle Gründe weiß und weil sich die Folgen niemals ganz abschätzen lassen.
Da geht es wohl nicht ohne Kompromissbereitschaft – und diese braucht es nicht nur anderen Meinungen gegenüber, sondern auch sich selbst gegenüber. Die Fehler, die man gerne im Nachhinein einräumt – niemand ist ohne Fehler, heißt es dann entschuldigend –, wären möglicherweise vermeidbar gewesen, wenn man ein wenig besser auf die Gegengründe und sogar auf die eigenen Bedenken gehört hätte.
Die Ratlosigkeit müsste man sich eingestehen. Niemand sollte sich schämen müssen, sich heute ratlos zu zeigen. Das könnte eine Türe öffnen: für mehr Dialog, für eine bessere politische Gesprächskultur. Die Inhalte gilt es genauer anzusehen, die Folgen ernsthafter zu prüfen. Sie werden ja auch von allen zu tragen sein.
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