KOMMENTAR_
Das Beispiel Franz Jägerstätters, das nun bildgewaltig ins Kino kommt, regt auch zum Nachdenken über grundsätzliche Lebenserfahrungen an – zum Beispiel den Unterschied von Macht und Zwang. Denn die beiden Worte bedeuten, trotz ihrer oft austauschbaren Verwendung, nicht dasselbe.
Macht ist ein Mittel, andere Menschen dazu zu bringen, Dinge umzusetzen. Das ist nicht unbedingt etwas Negatives, sondern alltäglich: Der Polizist will den Führerschein sehen, der Meister die Arbeit, die Mutter das aufgeräumte Zimmer. Natürlich kann Macht missbraucht werden, wie das Diktaturen taten und tun. Das NS-Regime forderte unter anderem den Dienst in einem Angriffskrieg.
Franz Jägerstätter hat das verweigert und der Macht ihre Grenze aufgezeigt. Das Regime schlug in einem Bereich zurück, wo es Zwang ausüben konnte: Es hat Franz Jägerstätter das Leben genommen. Der Unterschied von Macht und Zwang liegt in der Möglichkeit des Widerstands. Widerstand gegen die Macht wird freilich oft mit dem Erleiden von Zwangsmitteln bezahlt.
Was bedeutet das für unser Leben, das soviel „zwangloser“ abläuft als jenes der Kriegsgeneration? Es regt zur alltäglichen Frage an, wozu Macht verwendet wird. Und es erinnert daran, dass gegenüber ungerechter Macht Widerstand möglich ist – wenn man bereit ist, die Konsequenzen zu tragen.
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