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Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, dankte dem verstorbenen Theologen Hans Küng „ausdrücklich für sein jahrelanges Engagement als katholischer Theologe in der Vermittlung des Evangeliums“. Papst Franziskus und Benedikt XVI. haben sich dagegen nach dem Tod von Küng tagelang nicht geäußert (jedenfalls bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe). Das ist schade, denn es vermittelt den Eindruck: Wir wissen nicht, wie wir mit Küngs Vermächtnis umgehen sollen.
Dabei wäre es problemlos, zumindest seine Leistungen beim Projekt Weltethos zu würdigen, bei dem es um religiöse Kooperation geht. Mit etwas Mut hätte man Küng aber gerade auch für seinen Konflikt mit Rom loben können. Denn jede Überzeugung braucht die kritische Anfrage, wenn sie relevant bleiben möchte – und gegebenenfalls die Bereitschaft, etwas anzupassen.
So zeigt sich an Hans Küng das schlechte Verhältnis von universitärer Theologie und Amtskirche: Letztere will keine kritischen Anfragen, denn dann müsste man vielleicht etwas ändern. Nun stelle man sich aber eine Krankenhausleitung vor, die jahrzehntelang medizinische Fortschritte ignoriert, um nur ja keine neuen Methoden bei bleibendem Grundauftrag („Rettung von Menschenleben“) einführen zu müssen. Man erkennt: Der Dienst am Grundauftrag braucht loyale Kritik. Das gilt auch in der Kirche.
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