KOMMENTAR_
Zum Interview mit Dr. Wilhelm Achleitner
Im Interview sagt Wilhelm Achleitner: „Ich besuche kein Bierzelt, gehe am Samstagabend nicht vorglühen, das heißt, ich bin in typischen österreichischen Kulturen akkurat nicht integriert.” Meine Frage: Wie kommt Herr Achleitner zu so einem unzutreffenden und abwertenden (und zugleich überheblichen) Bild der Österreicher?
Helmut Racher, Vöcklabruck
Zwar teile ich Wilhelm Achleitners Anliegen, Toleranz und Nächstenliebe zwischen allen Menschen zu fördern. Aber ich finde es bedenklich, wenn hier jedem schon mehr oder minder das Christsein abgesprochen wird, der nicht eine völlig unbeschränkte Migrationspolitik befürwortet oder sich mit der österreichischen Kultur identifiziert, die hier auf „Bierzelt“ und ein angebliches „Dollfuß-Gen“ (das mir bis dato kein Begriff war) reduziert wird.
MMag. Rüdiger Pracher, Ottensheim
Mir blieb die Luft weg ob dieser Ansichten über Mobilitätsfreiheit – Migration als Menschenrecht. Unser Staatsgefüge, unser Sozialsystem und unser Zusammenleben würden kollabieren. Ich zitiere Milton Friedman: „Man kann einen Sozialstaat haben und man kann offene Grenzen haben. Aber man kann nicht beides gleichzeitig haben.“ Das blauäugige Schönreden von z. B. Parallelgesellschaften führt dazu, dass diese Probleme immer größer werden.
Veronika Köck, Kaltenleutgeben
Die Ämterdiskussion in der katholischen Kirche ist in der Öffentlichkeit leider einseitig verkürzt. Das Thema des Zölibats für Männer und der Zulassung von verheirateten Männern (viri probati) zur Priesterweihe überdeckt alles. Das Offensichtliche bleibt unbenannt: nämlich die Frage der Frauen und ihrer Zulassung zum Priestertum. Die Vorstellung, dass Frauen auch Priesterinnen sein können, fehlt in der Debatte gänzlich. Das Priestertum befindet sich in einer grundlegenden Krise, die sich nur mit der Einleitung von visionären Wandlungsprozessen bearbeiten lässt.
Die Fixierung der Priesterfrage auf männliche Berufungen ist keine nachhaltige Lösung. Ebenso bietet das Hin und Her zum Diakonat der Frauen keinen Ansatzpunkt, denn der Ständige Diakonat und das katholische Priestertum sind grundlegend unterschiedlich und können auch nicht gegenseitig ersetzt werden. Schon nicht bei den Männern und damit zukünftig auch nicht bei Frauen. Diakone sind keine Priester!
Es ist Zeit, dass die römisch-katholische Kirche ihre Glaubwürdigkeit im Einsatz für die christliche Weltgestaltung verstärkt, indem sie die gleiche Würde von Frauen und Männern und die Gottesebenbildlichkeit der Geschlechter in ihren Strukturen durch Gleichberechtigung zum Leben erweckt. Viele katholische Frauen wollen nicht mehr Gottes vergessene Töchter bleiben, sondern fordern die Anerkennung ihrer Gotteskindschaft durch die Zulassung zu allen Weiheämtern ein. Damit ist untrennbar ein Wandlungsprozess, eine Entfaltung des heute gelebten Priestertums verbunden. Auf diese Veränderungen für Frauen und Männer arbeiten viele hin.
Mag. Maria Eicher, Vorsitzende der Frauenkommission der Diözese Linz
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