KOMMENTAR_
In der Johannespassion von Johann Sebastian Bach gibt es die Arie: „Ich folge dir gleichfalls mit freudigen Schritten / Und lasse dich nicht, / Mein Leben, mein Licht. Befördre den Lauf / und höre nicht auf, /selbst an mir zu ziehen, zu schieben, zu bitten.“
Die Arie knüpft dort an, wo Petrus dem gefangenen Jesus folgt. Die Leidensgeschichte steht erst am Anfang, doch die Arie überrascht mit ihrem Text und ihrer fröhlich-vertrauensvollen Musik. Zunächst wirkt sie wie ein Widerspruch.
Auflösen lässt sich dieser Widerspruch, wenn man überlegt, wer das „Ich“ ist, das Jesus folgt. Es ist nicht Petrus damals. Gemeint sind die gläubigen Zuhörer:innen. Die Nachfolge Jesu ist herausfordernd, mitunter mit Leid verbunden. Dass die Schritte dennoch „freudig“ sind, wird dadurch verständlich, dass die Zuhörenden ja das Ziel kennen: Leben, Licht – Auferstehung.
Nach der Arie geht Bachs Johannespassion in ihrer sachlichen Düsternis weiter. Aber das kurze Stück hat für die Zuhörenden die Wahrnehmung verändert, weil es an das Ziel erinnert. Auch das Osterfest ist so eine Erinnerung. Und es soll zu immer mehr freudigen Schritten auch heute ermuntern.
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