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3798 Meter. Das ist der Großglockner – der höchste Berg Österreichs. 8848,86 Meter. Das ist der Mount Everest – der höchste Gipfel der Erde. Erst im Jahr 2020 wurde er um 86 Zentimeter höher gemessen, als er bis dahin in den Listen stand. Die Höhe der Berge ist nicht die Sache von Metern und Zentimetern allein. Einem alten Menschen erscheint schon die Anhöhe vor dem Haus, die er früher nicht einmal als Steigung empfunden hat, „atemberaubend“. Und kommt ein Flachländer nach Tirol, kommen ihm die Wege dort ziemlich anstrengend vor.
Die Steilheit der Hänge, die Tiefe der Schluchten – das ist das atemberaubende an den Bergen. Für den Tourismus versuchte man sie zu erschließen. „Schwierige“ Stellen werden entschärft, bis fast auf die Gipfel leiten oft technische Hilfen. Einem halbwegs gesunden Menschen sollte jeder Weg möglich sein. Doch der Respekt vor den Bergen geht so verloren. Als stark und tüchtig gilt, wer hinaufkommt, nicht, wer umkehrt. Aber so spielen es die Berge nicht immer, so spielt es auch das Leben nicht: Stark ist in Wirklichkeit, wer ein gutes Gespür für seine Schwächen hat, dafür nämlich, was er sich nicht zumuten darf. Die Schönheit der Berge und die tiefen Geheimnisse des Lebens erschließen sich nicht auf dem Weg des Eroberns. Besser und tiefer erlebt man sie im Schauen und Staunen.
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