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Eine Bergwerkskulisse in einem Steinbruch, 150 Mitwirkende auf der Bühne – unter ihnen Profis, Amateure und ein Abt. Das sind die Zutaten für die Operette „Der Obersteiger“, die am 23. Juli im „Stoareich“ Premiere hat. Rund 5000 Besucher/innen werden in Aigen-Schlägl erwartet.
Stell- und Sprechproben im Pfarrheim, abendliche Orchester-Einheiten in der Musikschule, die Stimmen der Sänger/innen durchdringen die Szenerie, Kulissen werden auf- und Sessel umgestellt: Seit Wochen wird in Putzleinsdorf, Neufelden, St. Peter und Schlägl geprobt. Amateure und Profis bringen am 23. Juli gemeinsam ein Stück auf die Bühne: Im Event-Steinbruch „s‘StoaReich“ von Aigen-Schlägl wird „Der Obersteiger“ erklingen.
Dass sich unter den 150 Wirkenden auch der Abt des Stifts Schlägls befindet, ist für Einheimische nicht verwunderlich: Abt Lukas Dikany ist gebürtig aus Putzleinsdorf. Er bekam ein Rollenangebot von Regisseur Norbert Huber und hat zugesagt. Mit dem Regisseur des Stücks „Der Obersteiger“ verbindet ihn – neben der gemeinsamen Kindheit in Putzleinsdorf – auch die Musik: Huber war sein Geigenlehrer. „Das Miteinander-Spielen fördert die Verbundenheit. Man kommt bei den Proben wieder ausführlicher ins Gespräch miteinander“, erzählt Abt Lukas von der aktuellen Probenzeit.
In zwei Szenen kommen er und Mitbruder Ulrich Leinsle vor. Sie mimen Abt Norbert Schachinger, der in der Rahmenhandlung zwei Szenen hat. „Dabei geht es auch um die Bewillgung für ein Skigebiet“, sagt Abt Lukas schmunzelnd: „Ich bin schon recht gespannt auf die Premiere und freue mich drauf.“
Die Hubers sind maßgeblich an der Aufführung beteiligt, das war auch beim Vorgängerstück „Die Leinenhändlersaga“ so. Norbert Huber tritt als Regisseur in Erscheinung, Johannes hat den Text samt fiktiver Rahmenhandlung neu verfasst. Tommaso wird als Schauspieler zu erleben sein, das Bühnenbild stammt von Clemens und für die Kostüme ist Susanne Huber zuständig.
Schlägl als Inspirationsquelle.
In der Naturkulisse des „Stoareichs“ wird die Operette „Der Obersteiger“ von Carl Zeller zu erleben sein (siehe Randspalte). Komponist Zeller – bekannter ist sein Stück „Der Vogelhändler“ – war mehrmals in Schlägl auf Sommerfrische und damals auf Einladung des Abts in einem Hotel vor Ort untergebracht. Das ist historisch gesichert. Es ist auch vorstellbar, dass sich Zeller und Textdichter Moritz West von ihrer Zeit in
Die Rahmenhandlung ist für die aktuelle Aufführung neu geformt worden, erzählt Karl Lindorfer, der Obmann der Nordwald-Kammerspiele, und wie immer ist die Welt – auch in der Operette – nicht so einfach, wie sie auf den ersten Blick zu sein scheint. Die Nordwaldkammerspiele geben mit dem „Obersteiger“ wieder ein kräftiges Lebenszeichen von sich.
Ein Obersteiger war ein unkündbarer Grubenbeamter, der sich um die Sicherheit im Bergwerk kümmerte. Titelheld Martin will jedoch Veränderungen für seine Bergmänner und zettelt einen Streik an. Zudem flirtet er mit den Damen der feinen Gesellschaft, obwohl er bereits mit der Spitzenklöpplerin Nelly verlobt ist. Auch der Praktikant Roderich ist nicht das, was er vorgibt zu sein. Turbulenzen und Täuschungen sind vorgezeichnet.
Die Operette „Der Obersteiger“ greift ganz nebenbei gesellschaftlich brisante Themen wie die Arbeitsbedingungen der Bergknappen, Trennung und Scheidung auf. Dies offen anzusprechen war für die damalige Zeit durchaus ungewöhnlich, meint Karl Lindorfer, Obmann des Vereins der Nordwald-Kammerspiele.
Gleichzeitig gehe es in diesem Stück um die vielschichtige Beziehung von Stadt und Land. „Wenn man bedenkt, dass 1888 die Mühlkreisbahn eröffnet worden ist und sich das Land für die Erschließung durch den Tourismus geöffnet hat, versteht man das besser“, erklärt Lindorfer. Im Stück geht es auch um die Liebe, das Leben und die Lebenslust: „Die Tage genießen, am besten mit seinen Liebsten bei Musik und bei Wein: Das kann man sich zu Herzen nehmen, oder?“ heißt es in der Stückbeschreibung.
Die Nordwald-Kammerspiele als Veranstalter bringen nach der Leinenhändlersaga 2017 nun den „Obersteiger“ zur Aufführung. Mit dem Nordwald-Kammerorchester sind etwa 40 Personen auf der Bühne, mit dem Chor kommen 40 Personen dazu, weiters die Hauptdarsteller/innen, die doppelt besetzt sind und Statist/innen. Acht Vereine sind engagiert, am 23. Juli ist Premiere, weitere Aufführungen finden von 28. bis 30. Juli sowie am 5. und 6. August statt, Beginn ist jeweils um 20 Uhr im „Stoareich“.
Info und Tickets: www.obersteiger.at
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