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Wollen Sie die Hauptfigur in einem Roman Ihres Kindes sein? In einem Roman, der so Intimes wie Familie zum Thema hat? Genau das hat die Autorin Daniela Dröscher in ihrem Roman großartig, berührend, verstörend gemacht.
Sie schildert ihre Kindheit im Deutschland der 1980er Jahre. Das große Problem in der Familie ist das Körpergewicht der Mutter: Die ständige Zunahme, die Abnehmversuche und die heimlichen Schwindeleien bestimmen das Familienleben. Und das Gewicht der Mutter ist auch Schuld, wenn der Vater nicht die erhoffte Beförderung bekommt, ja sogar, wenn er entlassen wird. So sieht das zumindest er, ein „Familienoberhaupt“, das noch zustimmen muss, wenn die Mutter einen Sprachkurs besuchen will.
Nicht leicht hat es die Mutter außerdem im deutschen Dorf und mit den im Haus lebenden Schwiegereltern. Immer wieder versucht sie zumindest nach außen, die Vorstellungen von Mann, Schwiegereltern und Eltern zu erfüllen, bis ihr Körper mit vielen Schmerzen aufzeigt, dass sich was ändern muss, und zwar nicht nur das Gewicht.
Dieser Roman ist in vier große Kapitel gegliedert: 1983, 1984, 1985 und 1986, und der Fluss des Romans wird immer wieder von Reflexionen zu dieser Zeit, von Gesprächen zwischen Mutter und Tochter unterbrochen, für den Leser, die Leserin klar erkennbar in der Schriftart.
Auch wenn der Roman über viele Strecken traurig ist, gibt es immer wieder auch Szenen, die viel Komik beinhalten.
Daniela Dröscher, Lügen über meine Mutter, Verlag Kiepenheuer & Witsch, 2022, 442 Seiten, € 24,70
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