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Seit jenem schrecklichen Massaker vom 7. Oktober 2023 ist der Begriff Gaza untrennbar mit dem Terror der radikal-islamischen Hamas verbunden, dem folgenden Krieg Israels und der Katastrophe, in die diese Auseinandersetzung die 2,4 Millionen Bewohner:innen des Gazastreifens führte.
Ohne die aktuelle Not zu verharmlosen, soll dennoch nicht die reiche, christliche Geschichte der Region von Gaza vergessen werden. Diese stellt – reich bebildert – Georg Röwekamp vor.
Er ist Kirchenhistoriker mit Schwerpunkt Palästina, langjähriger Geschäftsführer von Biblische Reisen und war von 2016 bis 2025 für den Deutschen Verein vom Heiligen Land in Jerusalem und am See Gennesaret tätig. Der Autor präsentiert geschichtliche Periode um Periode.
Gleich zu Beginn konfrontiert er mit der Erzählung vom „Richter“ Simson (Buch der Richter, Kapitel 16), der als Gefangener in Gaza die Säulen eines Tempels/Festsaals zum Einsturz bringt und dabei viele Feiernde mit in den Tod reißt. Simson gilt bis heute manchen in Israel als ein Symbol für die Vernichtung der Feinde des Volkes. Die Erzählung aus der Bibel ist von beklemmender Aktualität, die Röwekamp im Epilog aufgreift und angeregt durch Schriften von Kirchenvätern – als Hoffnungstexte – neu deutet.
Diese Zugangsweise ist das Markenzeichen des Autors. Ihm gelingt es, sein profundes historisches Wissen mit spirituellen Anregungen zu verbinden, sodass der äußerst informative Text des Buches gleichzeitig auch immer wieder Perspektiven für das Christsein heute eröffnet.
Aus der kirchlichen Geschichte Gazas, die das Buch in großer Fülle präsentiert, können hier nur einige Highlights angesprochen werden.
Der heilige Hilarion von Gaza lebte als Schüler des Mönchvaters Antonius von Ägypten als Einsiedler in seiner Heimat. Ihm schlossen sich um das Jahr 330 Brüder an, sodass in Gaza die erste Mönchsniederlassung im Heiligen Land entstand. In den kommenden Jahrhunderten wurden in den Klöstern Gazas eine Reihe von bedeutenden geistlichen Werken verfasst, die zur geistlichen Standardliteratur zählen.
Nach der Zeit der Kreuzfahrer stellt 1880 ein herausragendes Datum dar. In diesem Jahr errichtet der Tiroler Priester Georg Gatt eine Missionsstation in Gaza Stadt, aus der die katholische Pfarre Gaza „Zur Heiligen Familie“ entstand, die aktuell für rund 600 Menschen, für Christen und auch muslimische Familien, eine Insel der Hoffnung ist.
Ein Foto vom Passionsspiel der Pfarre Gaza aus der Fastenzeit 2023 beschließt das beeindruckende Buch von Georg Röwekamp.
Georg Röwekamp: Christen in der Region Gaza. Eine vergessene Geschichte, Herder Verlag, Freiburg 2025, 168 Seiten, € 20,60
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