Ein Zuhause für maximal 90 Tage, um zu verschnaufen, Drogenmissbrauch und Gewalt, finanzieller Not und akuter Wohnungslosigkeit zumindest für kurze Zeit zu entkommen. Das bietet die Jugendnotschlafstelle UFO in Linz Jugendlichen von 14 bis 24 Jahren seit 2002.
„Es war schön, dass hier immer jemand zum Reden da war“, sagt die heute 27-jährige Nina (Name von der Redaktion geändert). Sie kam im Frühjahr 2017 erstmals ins UFO. Zu Hause gab es immer wieder Streit, sie musste ausziehen und wohnte zwischenzeitlich bei Freund/innen oder auf der Straße. Sie war zu diesem Zeitpunkt schon länger arbeitslos und hatte keinen Anspruch auf Sozialleistungen. Nina begann auch, Drogen zu nehmen, was wiederum ihrer psychischen und physischen Gesundheit erheblich schadete. „Als ich damals im UFO war, habe ich selbst nicht daran geglaubt, dass ich mein Leben zum Positiven ändern kann“, gesteht sie.
Das siebenköpfige UFO-Team, bestehend aus sozialpädagogischen Fachkräften, arbeitet mit Streetworker/innen, Jugendcoaches und Mitarbeiter/innen von anderen Sozialeinrichtungen zusammen. Auch mit der Polizei und dem Gesundheitsservice der Stadt Linz herrsche ein guter Austausch.
Ein Jugendcoach berät die Jugendlichen regelmäßig zum Thema Einstieg in die Arbeitswelt, eine Ärztin versorgt sie alle zwei Wochen anonym und kostenlos. „Im UFO können wir junge Menschen in einer Lebenskrise für einige Zeit begleiten. Durch unser Beziehungsangebot entstehen Perspektiven, die wichtige Meilensteine für ihre weitere Zukunft sind“, sagt UFO-Leiter Wolfgang Waldburger.
Nina schätzte diese Unterstützung sehr: „Ich hatte wirklich eine tolle und verständnisvolle Betreuerin, die jedes meiner Dramen mitgemacht und mich immer unterstützt hat. Wenn ich etwas falsch gemacht habe, hat sie es mit Humor genommen und mir das Gefühl vermittelt, dass es okay ist, Fehler zu machen.“
Die junge Frau war auch eine der Ersten, die vom Projekt „Housing First“ der Sozialen Initiative profitierte. Es startete 2017 und ist ein niederschwelliges Angebot für junge, von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen. Nachdem Nina in ihre erste eigene Wohnung eingezogen war, ging es endlich bergauf: Innerhalb eines halben Jahres fand sie eine Lehrstelle als Einzelhandelskauffrau. Mittlerweile hat sie ihre zweite Lehre als Bürokauffrau abgeschlossen, arbeitet als Shopleiterin und ist Lehrlingsausbildnerin.
Jugendlichen, die sich in ähnlichen Situationen befinden wie sie damals, rät Nina: „Sucht euch Hilfe, nehmt die Angebote an, denn es kann euer Leben verändern.“ Am Do., 23. Juni, blickt das UFO ab 14 Uhr gemeinsam mit seinen Gästen auf die letzten 20 Jahre zurück. Waldburger hat auch Wünsche für die nächsten Jahrzehnte: „Die einzelnen Einrichtungen müssen sich mehr vernetzen. Außerdem müssen wir uns Gedanken darüber machen, wie wir die jungen Leute erwischen, bevor sie abdriften.“ «
Sozialratgeber
Download hier >> oder Sozialratgeber KOSTENLOS bestellen unter office@kirchenzeitung.at oder telefonisch: 0732 / 7610 3944.
Erfahrungen aus dem Alltag mit einem autistischen Jungen >>
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>