Frau Langer-Weninger, was bereitet Ihnen mehr Sorgen: Landwirtschaftskammer-Präsidentin oder Bäuerin zu sein?
Michaela Langer-Weninger: Beides ist für mich nicht Sorge, sondern Aufgabe. Es ist ein Geschenk, Grund und Boden bewirtschaften zu dürfen, und es ist eine Herausforderung, wie man diesen Grund und Boden an die Kinder weitergibt. Landwirtschaft wird immer eine Generationenaufgabe sein.
Welche Art Landwirtschaft betreiben Sie:
Langer-Weninger: 20-Hektar-Grünlandbetrieb und Wald. Wir betreiben Milchviehhaltung und machen Bio-Heumilch.
Wie viel sind Sie am Hof dabei selbst aktiv,
Langer-Weninger: Mit der neuen Aufgabe wurde es natürlich weniger, weil ich etwa 80, 90 Stunden in der Woche in der anderen Aufgabe tätig bin. Aber es kommen die Kinder nach …
Das ist die dritte Herausforderung. Sie haben eine Familie mit drei Kindern.
Langer-Weninger: Sie sind 20, 18 und 13. Jakob, der Mittlere, hat die Landwirtschaftsschule gemacht und macht jetzt noch eine Dachdeckerlehre dazu. Er wird voraussichtlich einmal Bauer werden. Alle drei sind recht begeistert von der Landwirtschaft.
Von Innerschwand ist ein ganzes Stück nach Linz.
Langer-Weninger: Ja, aber Gott sei Dank leben wir nahe der Autobahn. Ich fahre ungefähr eine Stunde nach Linz.
Manche sehen die Landwirtschaft als Klimakrisen-Verursacherin. Was sagen Sie dazu?
Langer-Weninger: Die Klimadiskussion ist eine ganz notwendige. Den Klimawandel spüren wir als Bäuerinnen und Bauern als Erste. Wir haben ja unsere Werkstatt unter freiem Himmel. Die Hitzejahre werden mehr, Engerlinge, Borkenkäfer, die Schädlingsthematik – das trifft uns sehr. Doch die „Beschuldigung“ an die Landwirtschaft muss man differenzieren. Die Zahlen, die genannt werden – 25 % Anteil der Landwirtschaft am CO2-Ausstoß –, sind nicht unrichtig, aber sie gelten weltweit. In Österreich haben wir 10 %, und wir haben diesen Anteil reduzieren können, beim Verkehr zum Beispiel ist das nicht der Fall.
Wodurch wurde er reduziert?
Langer-Weninger: Wir haben schon immer auf Agrar-Umweltprogramme gesetzt – in Form von freiwilligen Programmen, die die Bäuerinnen und Bauern auch angenommen haben. Doch die Verantwortung eine für nachhaltige Produktion kann man nicht allein der Landwirtschaft überlassen. Es braucht die Verantwortung entlang der ganzen Wertschöpfungskette, auch im Handel. Ist man dort bereit, Produktionsauflagen abzugelten? Und es braucht die Bereitschaft der Konsumenten, diese Produkte trotz eines höheren Preises zu kaufen. Regionale saisonale Produkte – das ist der beste Beitrag.
Reagiert der Handel darauf hinreichend?
Langer-Weninger: Ausreichend sicher nicht. Bereits 40 % der Lebensmittel werden in Eigenmarken der Handelsketten vermarktet, und dort ist das österreichische Produkt austauschbar. Es kann sein, dass österreichische Milch verarbeitet ist, es muss aber nicht sein. Ebenso beim Fleisch. Das macht es schwierig für Konsumentinnen und Konsumenten. Es gibt keine Gewährleistung, wo das Produkt herkommt. Der Handel sagt, man müsse ausländische Milch verarbeiten, weil sie in Österreich nicht verfügbar sei. Natürlich ist sie verfügbar, aber zu einem anderen Preis. Der Konsument muss sich darauf verlassen können, welcher Mehrwert, aber auch welche Belastung in einem Produkt ist.
Zwischen Kirche und Landwirtschaft bestand früher ein Naheverhältnis. Gilt das noch?
Langer-Weninger: Ich glaube, dass im ländlichen Bereich das Miteinander noch immer sehr gut gelingt. Landwirtschaft und Kirche sind etwa im Brauchtum sehr verbunden. Bei der Schöpfungsverantwortung, die sowohl der Kirche als auch uns wichtig ist, könnte es noch mehr Anknüpfungspunkte geben, damit wir gemeinsam nach außen tragen, warum es wichtig ist, dass Landwirtschaft auf Nachhaltigkeit setzt und dass wir mit der Bevölkerung gemeinsam diese Verantwortung pflegen.
Rund ein Viertel der Landwirtschaft wird in Oberösterreich durch Biohöfe betrieben. Gilt aber Schöpfungsverantwortung nicht für alle?
Langer-Weninger: Die gesamte Landwirtschaft orientiert sich in Österreich an der Schöpfungsverantwortung. Wir achten auf Nachhaltigkeit, gesunden Boden und sauberes Wasser. Wir sind in Europa Spitzenreiter in der biologischen Produktion, aber wir exportieren die Hälfte unserer Produkte. Wenn man biologische Landwirtschaft will, braucht es auch die Konsumenten bei uns.
Landwirtschaft und Europäische Union war stets ein angespanntes Verhältnis.
Wie sehen Sie es?
Langer-Weninger: Ich überzeugt, dass es nach wie vor gut ist, dass es den Zusammenschluss mit einer Vereinheitlichung einer gemeinsamen Agrarpolitik gibt, vor allem, weil die EU-Budgets über längere Zeit verhandelt werden – nämlich über fünf, sechs Jahre. In nationalen Budgets muss man jedes Jahr neu verhandeln. Wir haben es geschafft, über die Europäischen Union sehr viel Geld nach Österreich zu holen. Es stehen Kürzungen im Raum, gerade bei den Freiwilligenleistungen. Da gilt es entsprechend zu verhandeln. Es schaut aus, dass man mehr Auflagen verlangt für weniger Geld, Da können wir nicht zustimmen.
Landwirtschaft ist im Ministerium für Tourismus und Nachhaltigkeit angesiedelt. Ist das gut?
Langer-Weninger: Das ist eine ganz notwendige Verbindung. Gerade in den Berggebieten ist es wichtig, dass wir
unsere Produkte absetzen können. Mit unserer Arbeit auf den Wiesen und Feldern pflegen wir die Kulturlandschaft. Wenn wir zusammenarbeiten, kann es Lösungen geben. Dass die Landwirtschaft im Ministerium nicht direkt genannt ist, ist für mich kein Problem. Nachhaltigkeit ist ja ein moderneres Wort für Schöpfungsverantwortung. «
Sozialratgeber
Download hier >> oder Sozialratgeber KOSTENLOS bestellen unter office@kirchenzeitung.at oder telefonisch: 0732 / 7610 3944.
Erfahrungen aus dem Alltag mit einem autistischen Jungen >>
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>