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„Viele Menschen machen derzeit die Erfahrung, dass die Welt unübersichtlich geworden ist und staatliche Maßnahmen stärker durchgreifen als normalerweise. Mit Verschwörungserzählungen will man wieder Ordnung schaffen und das Bedürfnis nach Orientierung stillen“, erklärt Daniel Hornuff, Professor für Theorie und Praxis der Gestaltung an der Kunsthochschule Kassel, die Funktion von Verschwörungstheorien. Den Begriff der „Theorie“ finde er allerdings unpassend, er spreche lieber von „Verschwörungserzählungen“ oder „-legenden“.
Diese hätten zwei Dimensionen: Einerseits schaffen sie wie bereits erwähnt Ordnung, andererseits bieten sie auch eine gewisse Unterhaltung. „Erzählungen sind immer etwas Dramatisches, sie berichten von etwas, das hinter dem Sichtbaren liegt“, sagt Hornuff. „Figuren wie Trump spielen mit dieser Doppelbedeutung: Ich gebe euch Orientierung und unterhalte euch gleichzeitig.“ Trump verfolgt laut Hornuff eine klassisch populistische Strategie: „Er stilisiert sich als Repräsentant einer schweigenden, unterdrückten Mehrheit. Er sagt, ‚Ich bin kein Politiker, ich bin jemand, der an eurer Seite steht und euren Willen umsetzt.‘“ Beleidigungen gehören zu dieser Strategie dazu, denn damit könne Trump zum einen seine Gegner diskreditieren und entwürdigen, zum anderen signalisiere er seinen Anhängern, wie willensstark und unerschrocken er sei.
Der Clou bei Verschwörungslegenden sei, dass sich diejenige Person, die sie verbreitet, immer auf eine Quelle beruft, ohne diese jedoch konkret zu nennen. Stattdessen werden Formulierungen benutzt wie „Ich habe gehört ...“, „Man weiß doch ...“ oder „Es ist doch ganz klar ...“. Trump mache das genauso, indem er sich auf Gruppierungen wie „QAnon“ stützt. „QAnon“ ist eine mutmaßlich US-amerikanische Gruppe, die seit 2017 Verschwörungstheorien mit teilweise rechtsextremem Hintergrund im Internet verbreitet. Im Zentrum steht die Annahme, eine weltweit agierende Elite entführe Kinder und trinke deren Blut. Trump stelle sich dieser pädophilen Elite entgegen, wird behauptet.
Die Verschwörungstheorien von „QAnon“ teilt der US-Präsident immer wieder auf der Sozialplattform Twitter – wo sie von Millionen Menschen gelesen werden. „Dass Trump überhaupt an die Macht kam, ist beängstigend genug, und wenn dann noch Verschwörungserzählungen die aktuelle Politik prägen, ist das erst recht bedenklich“, meint Hornuff und begrüßt, dass Medien-Plattformen wie Facebook, Instagram und Twitter ihre Kontrollmechanismen verschärft haben. Beiträge werden nun geprüft und gegebenenfalls als Falschmeldungen, gewaltverherrlichend oder irreführend gekennzeichnet.
Ein Weg, nicht auf Verschwörungstheorien hereinzufallen, ist, sich möglichst breit zu informieren, sagt Hornuff: „Man darf sich nicht nur in einer Echokammer bewegen, sondern sollte unterschiedliche Quellen heranziehen. Das macht es einfacher, Informationen zu vergleichen und zu entscheiden, welche davon plausibler sind.“ Von Trumps Gegenspielern wünscht sich Hornuff, dass sie sich mit jenen Gruppen, die jetzt rassistisch beleidigt und diffamiert werden, solidarisch zeigen. „Sie sollten mehr einstehen für die Einwanderergruppen und all jene, die unter der momentanen Situation extrem leiden. Aber auch für jene Bürger/innen aus der vermeintlichen Mittelschicht, die in ökonomisch schwächeren Verhältnissen leben. Das war auch immer das Versprechen der Demokraten.“«
Daniel Hornuff referiert am Do., 19. November im Rahmen des „Dies Academicus“ an der Katholischen Privatuniversität Linz. Anmeldung bis 12. November unter office@ku-linz.at oder 0732/784293.
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