Mitte März war der heutige Lern- und Gedenkort Hartheim in den Medien, weil erneut menschliche Asche auf dem Grundstück gefunden worden war. Im Schloss waren in der NS-Zeit kranke und beeinträchtigte Menschen sowie schwache und kranke KZ-Häftlinge ermordet worden. Insgesamt starben dort etwa 30.000 Menschen, von 23.000 sind die Namen bekannt.
Dass der Hartheimer Boden auch andere Spuren aus der NS-Zeit birgt, ist seit 2001 bekannt. Die damals gefundenen mehr als 8.000 Gegenstände werden seit einiger Zeit unter der Leitung von Claudia Theune, Universitätsprofessorin für Historische Archäologie, von Studierenden der Universität Wien aufgearbeitet. Vergangene Woche referierten sie über religiöse und persönliche Gegenstände aus dem Fund. Unter diesen 1.150 Objekten befinden sich ca. 300 Rosenkränze, 110 Kreuzanhänger, Heiligenfiguren, Medaillen etc.
Die Studierenden präsentierten zum Beispiel eine Glasplatte mit der Ansicht des Gnadenstuhls und der Wallfahrtskirche Sonntagberg (NÖ). Anhand dieses Objekts lässt sich ein möglicher Zusammenhang mit einer in Hartheim ermordeten Opfergruppe herstellen: 1940/1941 waren aus der nur 14 Kilometer vom Sonntagberg entfernten „Heil- und Pflegeanstalt Mauer-Öhling“ 1.269 Patient:innen zur Tötung nach Hartheim gebracht worden. Eine Medaille mit polnischen Inschrift „Maria, Königin Polens“ weist auf andere Opfer hin: In Hartheim wurden 335 Priester ermordet, die meisten stammten aus Polen. Eine weitere Medaille trägt die italienische Inschrift „Anno Santo 1925“, sie erinnert an das Heilige Jahr vor einem Jahrhundert. Ebenfalls datieren lässt sich ein Anstecker des Wiener Diözesankatholikentags 1927. Auch eine Brosche mit einem Davidstern wurde gefunden.
Laut Projektleiterin Claudia Theune ist davon auszugehen, dass die Objekte den Opfern gehörten. Sie werden vermutlich die Gegenstände mit auf ihre letzte Reise nach Hartheim genommen haben und mussten sie dort vor ihrem Tod abgeben. Bis 1944 dürften die Dinge verwahrt geblieben sein. Danach wurden sie offenbar in Gruben „entsorgt“.
Schon vor den religiösen und persönlichen Dingen waren von Studierenden medizinische Gegenstände, Körperpflegeutensilien und Tassen analysiert worden. Zu den medizinischen Gegenständen gibt es eine Publikation. Bei den Tassen ließ sich ein Stück aufgrund einer Inschrift einer konkreten Person zuordnen. Die Arbeit geht nun weiter: Student:innen analysieren aktuell Kleidungsbestandteile.
Allgemeine Infos: www.schloss-hartheim.at
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