„Momentan komme ich oft in die Kirche“, erzählt Florian Aichhorn schmunzelnd. Er gehört zu den Gründern des Vereins „Rollende Engel“, ist sein Obmann und so gut wie bei allen Wunschfahrten dabei.
Zum Zeitpunkt des Gesprächs hat er 189 von 192 Transporten mitgemacht, bei denen schwerkranken Menschen besondere – letzte – Wünsche erfüllt wurden.
Der Besuch eines Gottesdienstes gehört immer wieder zu den Wünschen, die kranke oder sehr betagte Menschen äußern. Die jüngste Fahrt zu einer Sonntagsmesse hat Florian Aichhorn erst im Jänner 2023 unternommen.
Er erzählt von der Anfrage einer Frau, ob es möglich wäre, der Großmutter ihres Mannes eine Freude zu machen.
Aichhorn verwendet nur die Vornamen und nennt auch keinen Wohnort. Diese Form der Zurückhaltung ist dem Verein als Zeichen des Respekts vor den Menschen, denen die Mitglieder helfen, wichtig. Und daran hält sich auch die Kirchenzeitung.
Es geht um Frau Hermine. Sie ist 103 Jahre alt und ihrem Alter entsprechend körperlich schwach. Die Familie kümmert sich liebevoll um die Mutter, Oma und Uroma. Alle leisten ihren Beitrag zur Betreuung, aber den ganz großen Wunsch von Oma Hermine kann ihr ihre Familie nicht erfüllen.
Die sehr gläubige Frau, für die zeitlebens der Messbesuch eine Selbstverständlichkeit war, möchte gerne einen Gottesdienst besuchen und den Pfarrer treffen. Dazu müsste sie aber liegend transportiert werden.
Die ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen Claudia, Andreas und Florian machen dem Namen ihres Vereins alle Ehre und werden zu „Rollenden Engeln“, die Frau Hermine in das Gotteshaus bringen. Sie fahren ins tief verschneite Mühlviertel, wo sie ihr 103-jähriger Fahrgast aufgeregt, aber frisch und munter im Bett liegend schon erwartet. Die steilen, nicht vom Schnee geräumten Waldstraßen hinauf zur Kirche verlangen viel Geschick beim Fahren, aber die „Rollenden Engel“ schaffen das.
Angesteckt von der Freude ihrer Passagierin – dem ältesten Fahrgast, den sie bisher transportiert haben – beschreibt das Team voll Begeisterung auf der Website des Vereins ihren Einsatz: „Endlich geschafft! Nach mehr als drei Jahren ist Frau Hermine wieder einmal in ihrer Kirche und kann beim Gottesdienst mit dabei sein. Ganz vorne in der ersten Reihe. Auch der Herr Pfarrer freut sich über den Besuch und begrüßt unseren Fahrgast ganz am Anfang der Messe. Sie strahlt über das ganze Gesicht. Sie betet bei jedem Gebet mit und fühlt sich überglücklich, dass wir ihr diesen Wunsch erfüllen.“
Begegnungen wie mit Frau Hermine geben den Mitarbeiter:innen Kraft für ihre Einsätze, die herausfordernd, aber doch vor allem erfüllend sind.
Viele Jahre lang war Florian Aichhorn, der im Hauptberuf Tourmanager und viel mit internationalen Künstlern unterwegs ist, als Rettungssanitäter tätig.
Aus dieser Erfahrung heraus wurde im Juli 2019 die Idee für „Wunscherfüllungen“ geboren und schon mit Jänner 2020 entstand der Verein „Rollende Engel“. Sein Ziel ist klar definiert: „Der Verein erfüllt österreichweit schwerkranken Personen ihren letzten Wunsch.“
Die Website gibt einen Einblick in die breite Palette der Aktivitäten. Ob noch einmal zu einem Fußballspiel oder mit dem Hubschrauber fliegen: Die „Rollenden Engel“ haben bereits vieles, schier Unglaubliches möglich gemacht und machen Woche für Woche Neues möglich.
„Wir haben 28 Mitarbeiter:innen aus allen medizinischen Bereichen unter uns, angefangen beim Notarzt über Rettungs- und Notfallsanitäter bis zu diplomiertem Pflegepersonal“, erklärt Florian Aichhorn. Damit ist eine professionelle Betreuung in zwei bestens eingerichteten Autos möglich.
Es können damit auch Wünsche erfüllt werden, wenn Patient:innen bettlägerig sind und medizinische Betreuung benötigt wird. „Alle verrichten den Dienst ehrenamtlich“, betont Vereinsobmann Aichhorn.
Der Verein mit Sitz in Wels lebt von Spenden und Patenschaften. Diese Unabhängigkeit ist den „Rollenden Engeln“ sehr wichtig.
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