Nicht erst seit ein, zwei Jahren, seit einem Jahrzehnt kämpften die Bewohner/innen Burkina Fasos mit den Auswirkungen des Klimawandels, berichten Sr. Adeline Quedraogo und Désiré Somé. Die beiden Argrarexperten des afrikanischen Landes waren auf Einladung des Welthauses in der Diözese Linz zu Gast, um über die Lage in ihrer Heimat zu informieren und ihren Gesprächspartnerinnen und -partnern die Augen zu öffnen.
Den Klimawandel können sie in wenigen Sätzen beschreiben: Der Regen sei weniger und vor allem unregelmäßiger geworden, die Temperatur spürbar gestiegen. Die Ernten fallen entsprechend schlecht, manchmal katastrophal aus. Der Ertrag der Felder wirkt sich unmittelbar und direkt auf die Menschen aus: denn 80 Prozent der 18 Millionen Einwohner von Burkina Faso leben von der eigenen Landwirtschaft. Die Ernten reichen immer weniger zum eigenen Überleben. Die ersten Leidtragenden der Mangelernährung sind die schwangeren Frauen, die stillenden Mütter und die Kinder. Sr. Adeline und Désiré Somé unterstützen als Caritas-Mitarbeiter die Menschen beim Kampf gegen die Trockenheit. Sie fahren in die Dörfer und zeigen ihnen Methoden, wie man Wasser in Mulden und mithilfe von Steinmauern speichern und Windgürtel anlegen kann.
Das alles ist mühsam, aber es wirkt auf jeden Fall besser als der Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut. Die Konzerne aus Europa und den USA stünden bereit, erzählen die beiden Agrarexperten: „Es gibt bei uns im Land geteilte Meinungen, aber wir sind sehr misstrauisch.“ Die Produktion von Baumwolle mit gentechnisch verändertem Saatgut gibt ihnen recht: „Der Ertrag ist gesunken, die Anzahl der Schädlinge gestiegen.“ Sr. Adeline und Désiré Somé sind keine Gegner des Fortschritts, sie hoffen sogar, dass Forscher/innen aus Europa neues Saatgut züchten, das sich dem neuen Klima anpasst, aber nicht auf Basis der Gentechnik.
Der Klimwandel hat auch Auswirkungen auf die politische Situation des Landes. Die Viehzüchter aus dem noch trockeneren Norden des Landes drängen mit ihren Herden in den Süden, was unweigerlich zu Konflikten führt. Öl-, Gold- und Diamantenvorkommen befeuern ebenfalls gewalttätige Auseinandersetzungen. In einem Staat, in dem so viele Menschen vom Land leben, drehen sich so gut wie alle Konflikte um das Land, so die zwei Caritasmitarbeiter. Das ist ihrer Meinung nach auch der tiefere Grund für die Überfälle auf die christlichen Kirchen und die Morde an Gottesdienstbesuchern der letzten Wochen.
Sie sind schockiert und wollen nicht glauben, das es gezielte Angriffe auf Christen sind: „Bei uns sind doch viele Familien religiös durchmischt.“ Das heißt, dass es häufig muslimische, katholische, evangelische oder animistische Familienmitglieder gibt. Die aktuellen Ereignisse sprechen aber eine andere Sprache. Erst am Sonntag, 26. Mai, wurden erneut vier Menschen, während sie den Gottesdienst mitfeierten, erschossen. Hinter den Angriffen stehen hauptsächlich muslimisch-dschihadistische Gruppen, die mit den Terrorgruppen Al Kaida und „Islamischer Staat“ (IS) verbündet sind. Jetzt kommt für die Menschen in Burkina Faso zum Kampf gegen den Hunger auch noch die Angst vor dem Terror dazu.
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