„Die Nationalsozialistische Frauenpolitik war nicht am Wohlergehen der Frau selbst orientiert, sondern diente den politischen Zielen“, sagt Maria Ecker-Angerer. Die Historikerin und Psychotherapeutin kommt am 25. November ins Haus der Frau Linz und spricht in einem Vortrag über die Rolle der Frau im Nationalsozialismus. Sie konzentriert sich dabei auf Aspekte der NS-Frauenpolitik im Gau Oberdonau.
Auf der einen Seite ging es den Nationalsozialisten darum, mit sozialpolitischen Maßnahmen ein Frauenbild zu fördern, bei dem die Frau als Mutter im Vordergrund steht. Dafür wurden Auszeichnungen wie das sogenannte „Mutterkreuz“ geschaffen. Die Mutter wurde idealisiert, damit möglichst viele Kinder und damit Soldaten bzw. weitere potenzielle Mütter auf die Welt kommen. In den Reichsgauen spielten sowohl der BDM (Bund Deutscher Mädel) als auch die Gaufrauenschaft Oberdonau, die in Linz ihren Sitz dort hatte, wo sich heute das Haus der Frau befindet. „Profitiert von Förderungen haben aber nur jene, die zur sogenannten Volksgemeinschaft gehörten. Also jene, die der nationalsozialistischen Ideologie entsprochen haben“, betont Ecker-Angerer. Zeitgleich wurden Frauen, die nicht ins Konzept passten, verfolgt und auch als Zwangsarbeiterinnen ausgebeutet.
Auf der anderen Seite gewann mit jedem Jahr des Zweiten Weltkrieges das Bild der Frau, die auch die Kriegswirtschaft unterstützte, immer mehr Bedeutung. Die arbeitende Frau steht eigentlich im Widerspruch zur kinderumsorgenden Hausfrau – doch es war so, dass Frauen immer mehr als Arbeitskräfte unter anderem in der Rüstungsindustrie gebraucht wurden, weil die Männer an der Front standen.
In ihrem Vortrag wird Historikerin Ecker-Angerer das Leben besonders einer Frau beleuchten: Maria Schicho. Sie war „Gaufrauenschaftsleiterin“ und die ranghöchste NS-Funktionärin in Oberösterreich. Maria Schicho sei in vielem ein typisches Beispiel für die Menschen ihrer Zeit. Das zeige sich unter anderem daran, wie sie sich nach 1945 gerechtfertigt hat, sagt Ecker-Angerer: „Maria Schicho war eine bürokratische Täterin, sie hat in ihrer Funktion die Frauenpolitik der Nationalsozialisten in Form von Veranstaltungen, Reden usw. umgesetzt. Nach 1945 wollte sie sich wie viele andere ihrer Verantwortung nicht stellen.“ Sie habe behauptet, in ihre Position „hineingerutscht“ zu sein und nie irgendjemandem direkt etwas Böses getan zu haben. „Damit steht sie fast schon symbolisch für die Auseinandersetzung von Österreich mit der NS-Geschichte.“ Neben der Schilderung von Maria Schichos Leben ist der Historikerin wichtig, von jenen Frauen zu erzählen, die direkt oder indirekt von Schichos Tun beeinflusst worden sind.
Im Anschluss an den Vortrag spricht Journalistin Christine Haiden mit Maria Ecker-Angerer und Martin Kranzl-Greinecker (u. a. in der Gedenk- und Erinnerungsarbeit engagiert) über die Instrumentalisierung der Frauen im Nationalsozialismus und weitere Aspekte. Dabei wird auch die nach wie vor geringe Beschäftigung mit Frauen als Täterinnen Thema sein. Als man einmal angefangen hatte, sich überhaupt auseinanderzusetzen mit der NS-Vergangenheit, habe sich zunächst alles auf die Männer und deren Taten konzentriert, deshalb sei hier „noch viel Luft nach oben“, sagt Ecker-Angerer.
„Und was war damals im Haus der Frau? Aspekte der NS-Frauenpolitik im Gau Oberdonau“, 25. 11., 19–21 Uhr, Haus der Frau; Exkursion „Frauen im KZ Mauthausen“, 10. 10., 12:45 Uhr, Treffpunkt Haus der Frau Linz; Infos und Anmeldung: www.hausderfrau.at
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