Wäre da nicht der eine oder andere Blindenstock, es würde nicht auffallen: Fast 30 blinde oder sehbeinträchtigte Männer und Frauen und ihre Begleiter/innen nahmen von 20. bis 27. Juli an der Bibel-, Sing- und Tanzwoche teil. Bereits zum 40. Mal fand sie im Bildungshaus Greisinghof in Tragwein statt. Die meisten kennen die Wege im Haus und im Garten bereits in- und auswendig. So wie Monika Aufreiter. Sie leitet die Blindenpastoral in der Diözese Linz. Seit einigen Jahren ist sie für die Organisation der Woche zuständig. „Ich freue mich jedes Jahr auf diese Gemeinschaft“, sagt Monika Aufreiter, die während der Schulzeit ihre Sehkraft verloren hat. Wenn sie von den Vortragenden, von Tanzlehrerinnen und Chorleitern erzählt, die die Sommerwochen geprägt haben, fallen ihr viele Erlebnisse ein – die sie zum Lachen gebracht oder berührt haben. Einmal standen Malen und Töpfern im Rahmen der Bibelstunden auf dem Programm. Als die Werke erläutert wurden, sei es sehr persönlich geworden, sagt Monika Aufreiter. Es liegt ihr am Herzen, dass sich auch neue Teilnehmende während der Woche wohlfühlen. Bei Fleur Kalser ist das schon gelungen.
Fleur Kalser ist heuer das zweite Mal aus Wien angereist. Das meditative Tanzen hat ihr im vergangenen Jahr so viel gegeben, dass sie nun in Wien regelmäßig tanzen geht. „Beim Kreistanz ist immer eine unterstützende Hand da“, sagt sie. Und vom gemeinsamen Singen habe sie noch monatelang gezehrt. Es wird vom Mauthausener Komponisten Alfred Hochedlinger geleitet. Die Lieder, die er jeweils für die Sommerwoche komponiert hat, sind nun in einem Liederbuch erschienen, auch in Brailleschrift für blinde Sänger/innen. Anlässlich des Jubiläums hat sich ein langjähriger Teilnehmer noch etwas Besonderes einfallen lassen: Herbert Schiefermüller hat die Bibel, Kreistanz und Gesang im Zeichen des Glaubens auf Glocken aus Bienenwachs festgehalten – als Geschenk für alle Mitfeiernden.
Unter dem Dach des Blindenapostolats Österreich sind insgesamt sieben Servicestellen für blinde und sehbehinderte Menschen zusammengefasst. Heinz Kellner ist ehrenamtlicher Leiter des Blindenapostolats in der Diözese Sankt Pölten. Er ist der einzige Mann und der einzige Sehende unter den Leiterinnen und nimmt seit Jahren an der Sommerwoche teil.
Heinz Kellner denkt gerne an die Zusammenarbeit mit Max Roßmann, dem 2018 verstorbenen Gründer des Blindenapostolats, zurück. Sie hätten gesellschaftspolitisch viel erreicht, sagt Heinz Kellner. „Doch es sind immer noch viel Zeit und Liebe notwendig, um etwas für Blinde und Sehbehinderte auf die Beine zu stellen.“
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