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Schwarzer Anzug, weißes Hemd. Nur dass die Ärmel viel zu kurz sind und die Hosenbeine die weißen Socken in den billigen schwarzen Schuhen mächtig hervorblitzen lassen. Auf dem Kopf ein schwarzer Hut. Und dieses Lachen im dunklen Gesicht, stolz und würdevoll! Er ist einer von den „neuen Europäern“ und ist aus Sierra Leone gekommen. In der Gemeinschaft von Sant’Egidio im sizilianischen Catania hat er Aufnahme gefunden. Hier spricht man nicht von „Flüchtlingen“, sondern von „neuen Europäern“.
Sie haben mit dem Essen gewartet. In Sessel-kreisen sitzen Frauen und Männer und nehmen die Gäste aus Oberösterreich mit ihrem Bischof Manfred Scheuer in ihre Mitte. Es sind die Armen aus der Umgebung. Bewirtet werden sie und die Gäste unter anderem von „neuen Europäern“, die seit 2015 auf die Mittelmeerinsel Sizilien gekommen sind. Die OÖ Nachrichten und die kirchliche Hilfsorganisation SEI SO FREI haben Leute aus Politik, Wirtschaft und Kirche zu einer „Kontaktreise“ Ende Oktober nach Sizilien geladen. Sant’Egidio war der starke Auftakt.
Gleich neben dem Zentrum die Kirche. Der heiligen Klara ist sie geweiht. Der Flügelaltar auf der linken Seite birgt im barocken Rahmen eine ergreifende Botschaft: ein Holzkreuz aus den Planken des ersten Migrantenbootes aus Afrika, das 2015 hier angeschwemmt wurde. Als Altarflügel zwei Bilder: rechts die Darstellung, wie ein erschöpfter Mensch aus dem Meer gezogen wird, links das Bild mit dem ängstlichen Blick einer geretteten Frau.
„Wir wollen versuchen, eine Kultur der Umarmung zu schaffen“, erzählt Emiliano Abraham, der Leiter des Zentrums. Der Arzt ist von Jugend an mit der Gemeinschaft Sant’Egidio verbunden. Mit Umarmung meint er das Miteinander derer, die aus dem Süden aufgebrochen sind, mit denen, die im Norden leben. Jeden Abend wird in dieser Kirche für die Lösung der großen Probleme der Welt gebetet. Die Gemeinschaft hat in Rom ihren Ursprung. Sie kümmert sich um Arme und Obdachlose und sie engagiert sich weltweit für Frieden. In Mosambik ist dank der Vermittlung von Sant’Egidio-Leuten ein Friede gelungen, an den nur noch wenige geglaubt haben.
Die Botschaft des Evangeliums ist für Emiliano Abraham eindeutig: „‚Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen.’ „Wir wollen seriös sein und genau das machen“, sagt er. Und: „Das Gesicht Jesu findest du bei den armen Leuten. Die Flüchtlingsarbeit hat uns reich beschenkt.“
Die „neuen Europäer“ arbeiten in der Gemeinschaft mit. Sie besuchen alte und kranke Leute der Stadt, sie suchen die Altenheime auf. Nie hätten sie erwartet, dass es im „Paradies“ Europa so viel Armut gibt. Sizilien ist eine der wirtschaftlich armen Regionen Italiens.
Die Sorge, es könnten die Mittel nicht reichen oder zu viele Leute kommen, teilt Emiliano Abraham nicht: „Die Gemeinde ist eine Familie. Wenn Neue dazukommen, wird der Tisch halt größer gemacht – und solange es die Gemeinde gibt, haben wir auch keine Angst vor den Armen.“
Zu Weihnachten werden die Santa-Chiara-Kirche und eine zweite, größere Kirche der Stadt voll sein. Rund 1.000 Obdachlose und Arme der Stadt werden von der Gemeinschaft an festlich gedeckten Tischen bewirtet werden. Viele spenden dafür. Es wird ein Fest der Umarmung.
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