Nach fast 14 Jahren Pause ist Martina Landl jetzt wieder mit dem Kinderwagen in Linz-Dornach unterwegs: mit ihr die kleine Julia. Sie ist elf Wochen alt und ein sehr zufriedenes Kind. Diese schläft viel oder schaut neugierig, aber noch etwas vorsichtig in die Welt. Julia ist das dritte Kind von Martina und Michael Landl. Ihre Schwestern Magdalena (16 Jahre) und Ricarda (13 Jahre) haben sich auf die kleine Nachzüglerin gefreut. Die Erwartung war groß, das Warten anstrengend: „Eine Woche dauert so lange!“, beschwerte sich Magdalena. „Wie wird es werden?“, fragte Ricarda voller Ungeduld. „Die beiden haben mich sehr unterstützt und sehr auf mich geschaut“, ist Martina Landl stolz auf ihre zwei großen Töchter. Julia kam heuer am 18. September auf die Welt: „Wir waren alle überwältigt. Wir hatten eine riesengroße Freude!“ – Vergessen waren die Zeiten der Sorge, auch der Angst, die Martina Landl vorher durchlitten hat. Vor vier Jahren hatte sie eine Fehlgeburt. Der Schmerz über den Verlust war damals groß, die Angst in den ersten Wochen der Schwangerschaft ihre ständige Begleiterin. Es sei eine „gedeckte Freunde“ gewesen, erzählt Landl. Erst langsam traute sich die Familie, Verwandten und Freunden von der Schwangerschaft zu erzählen. Die Überraschung und die Freude war allseits groß. Nun ist Julia da, und ein Leben ohne sie ist unvorstellbar. „Wir sind dem lieben Gott unendlich dankbar, dass er uns noch ein gesundes Kind geschenkt hat“, sagt Martina Landl.
Sie ist 46 Jahre alt, ihr Mann Michael 55. Sie hat viele schöne, aber auch unerwartete und irritierende Reaktionen auf ihre Schwangerschaft und ihr drittes Kind erlebt. „Dass ihr euch das noch antut, ... ein Kind! Jetzt könnt ihr euer Leben gar nicht mehr genießen!“, war etwa eine Reaktion. Sie wurde bedauert, weil sie nicht mehr in die Therme fahren könne und dass sie jetzt wieder einen Klotz am Bein hätte. Auch dass sie sich getrennt habe, wurde vermutet. Denn warum sollte sie sonst noch ein drittes Kind bekommen? Martina Landl kann das alles nicht verstehen: „Julia ist ein Wunschkind! Und ich mache das alles gerne“, entgegnet sie energisch.
Die Wortmeldungen machen sie nachdenklich: „Ich habe den Eindruck, dass jeder nur auf sich schaut. Oft wird nur die Einschränkung gesehen. Ja, das stimmt: Man muss auch einmal verzichten, aber ein Kind braucht dich eben. Und dass ich nun Julia die Welt zeigen kann und wir sie gemeinsam entdecken, das ist doch schön!“ Die Mutter und Sängerin sieht den großen Luxus, der hier in Österreich herrscht: „Wir haben jeden Tag zu essen und ein Dach über dem Kopf. Wir haben eine gute Arbeit. Es geht uns gut. Das halte ich mir immer vor Augen“, ist sie dankbar für alles, was oft als Selbstverständlichkeit erscheint. Diese Dankbarkeit für all das Gute versucht sie auch ihren beiden älteren Töchtern zu vermitteln. „Dass die beiden auch einmal zurückstecken müssen, ist kein Problem: Sie wissen ja wofür!“, meint Landl. Für alle ist es eine wunderbare Erfahrung, ein Baby heranwachsen zu sehen. Sie findet jeden Entwicklungsschritt spannend und freut sich, noch einmal alles miterleben zu können: vom Windelwechseln über das Spazierenfahren, dem ersten Lächeln bis zum ersten Schritt. Und so geht es nicht nur ihr, sondern auch ihren beiden größeren Töchtern und ihrem Mann. „So ein Baby ist unglaublich süß“, finden ihre Kinder. Viel dreht sich jetzt um die kleine Julia, aber auch die beiden Älteren brauchen Aufmerksamkeit – und bekommen sie auch. „Der Familienalltag geht weiter, und manchmal ist es ganz schön stark“, sagt die dreifache Mama und lacht. Die Zeit der Karenz möchte sie nicht missen.
In Linz-Dornach ist Martina Landl keine Unbekannte: Hier ist sie mit ihren vier Brüdern groß geworden. Als jugendliche Sängerin hat sie mit ihnen beim Kinderfasching in der Pfarre Linz-Heiliger Geist bei den „Auhofer Schlümpfen“ für Stimmung gesorgt. Der Musik ist sie treu geblieben. Sie hat Gesang studiert und unterrichtet seit Jahren an der Linzer Musikschule. Als Sopranistin ist sie auch während ihrer Karenzzeit im Einsatz. Im Musikensemble der Barmherzigen Brüder in Linz ist sie regelmäßig als Solistin zu erleben, und auch zu Hause wird viel gesungen und musiziert, besonders jetzt im Advent. Auf den Heiligen Abend – nun gemeinsam mit ihrer kleinen Julia – freuen sich schon alle. Da wird die Botschaft von Weihnachten noch viel lebendiger. «
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