Die Demokratische Republik Kongo ist reich an Rohstoffvorkommen. Geschürft wird hier in Minen unter anderem nach Kobalt, das weltweit zur Herstellung etwa von Batterien für Handys und Elektroautos benötigt wird. Der Abbau geschieht oft unter katastrophalen Bedingungen und unter Einsatz von Kindern. Durch die Hilfe der Schwestern vom Guten Hirten konnten bereits viele Mädchen und Buben die Minen verlassen und stattdessen zur Schule gehen. Unterstützt werden die Projekte der Ordensfrauen von Missio Österreich.
Löcher in rotbrauner Erde führen hinab in enge Minenschächte. Um in die Tiefe von zehn bis zu 70 Meter zu gelangen, bieten Gesteinsvorsprünge oder kleine Aushöhlungen in den Erdwänden, manchmal auch Seile, die an Holzbalken befestigt sind, Halt. Per Hand wird mit Schaufeln, Hacken und Meißeln Gestein abgetragen, in Säcke gepackt und nach oben befördert. Männer, aber auch Frauen und laut Schätzungen rund 40.000 Kinder, schürfen hier in handwerklichen Bergbauminen nach Kobalt.
Sie sind zahlreich, diese kleinen Minen in der Provinz Lualaba (ehemals Katanga) rund um deren Hauptstadt Kolwezi. Die Region in der Demokratischen Republik Kongo ist reich an wertvollen Rohstoffen wie Kupfer, Coltan, Diamanten – und Kobalt. Zwischen 60 und 70 Prozent der weltweiten Kobalt-Vorkommen befinden sich in diesem zentralafrikanischen Land und dort wird auch das meiste Kobalt gefördert. Die Nachfrage nach diesem Mineral ist deshalb so groß, weil es in der Automobil- und Elektroindustrie verwendet wird. Es findet sich z. B. in Akkus und Batterien für Handys, Computer und Elektroautos.
80 Prozent des abgebauten Kobalts im Kongo stammt aus industriellen Bergbauunternehmen, vor allem im Besitz chinesischer Konzerne, die sich an internationale Standards halten. In unmittelbarer Nähe der offiziellen riesigen Minen gibt es die handwerklichen oft illegalen Kleinminen, in denen etwa 20 Prozent des Kobalts gefördert wird. Hauptsächlich dort gibt es Probleme mit Kinderarbeit und Ausbeutung.
Man sieht an den Gesichtern jener, die hier arbeiten: Die Schufterei ist kräfteraubend. Und das nicht nur in den Minen unter Tage. Die nach oben verfrachteten Säcke werden hauptsächlich von Frauen und Kindern zu nahe gelegenen Flussbetten und Wasserstellen transportiert, wo sie den Inhalt im matschigen Nass in Kübeln und auf Sieben waschen und sortieren. Das begehrte Metall ist meist in kleinen Stücken vorhanden, die sich vom unbrauchbaren Gestein durch die Farbe erkennen lassen. Kobalt ist grau- bis schwarzblau metallisch schimmernd und kommt immer mit Mineralien wie Kupfer, Nickel, Silber, Eisen und auch radioaktivem Uran vor. Das bedeutet, die Arbeit ist nicht nur anstrengend, sondern auch gefährlich.
Gearbeitet wird ohne Schutzkleidung, ohne Masken, ohne Handschuhe. „Durch den Staub beim Abbau kommt es oft zu schweren gesundheitlichen Schäden der Atemwege und das oft radioaktiv angereicherte Gestein löst Hautkrankheiten und bei schwangeren Frauen häufig Früh- und Fehlgeburten aus. Außerdem ist durch ungesicherte Minen die Einsturzgefahr groß. Viele Verletzte und Tote hat es deshalb schon gegeben. Manche Kinder sind dadurch zu Waisen oder Halbwaisen geworden“, erzählt Justicia Pili Nekesa, Ordensfrau der Kongregation der Schwestern vom Guten Hirten in der Demokratischen Republik Kongo.
Gemeinsam mit ihren katholischen Mitschwestern setzt sie sich dafür ein, Kinderarbeit in den Minen zu stoppen, die Rechte der Mädchen und Buben zu fördern und zu schützen und den Teufelskreis von Missbrauch und Gewalt gegen Kinder und Frauen zu durchbrechen. Als Projektpartnerin von Missio ist Sr. Justicia Pili Nekesa derzeit in Österreich, um von ihrer Arbeit zu berichten.
Trotz dieses rohstoffreichen Schatzes im Land, zählt der Kongo zu einem der ärmsten Länder der Welt. In den Gebieten der Kobalt-Vorkommen gibt es für die von Armut geprägten Menschen kaum eine andere Beschäftigungsmöglichkeit. Um zu überleben riskiert der Großteil der Bevölkerung hier jeden Tag ihr Leben in den Minen. Ihr Lohn: meist weniger als zwei Euro pro Tag. Und die Kinder? „Sie folgen ihren Vätern, manchmal auch Müttern, meist schon im Alter von fünf Jahren in die Minen“, sagt Sr. Justicia. Anstatt zur Schule zu gehen, arbeiten sie mit und tragen zum Unterhalt der Familie bei, um nicht zu hungern. Laut Gesetz ist Kinderarbeit im Land verboten. Neben den illegalen Minen gibt es auch registrierte legale Kleinminenbetreiber, die sich an Vorschriften betreffend Arbeits- und Umweltschutz und zur Sicherheit für die Minen- und Bergbauarbeiter halten müssen. Doch in der Praxis tue das kaum jemand, sagt die Ordensfrau.
Seit 13 Jahren arbeiten die Schwestern vom Guten Hirten bereits hier. In acht handwerklichen Bergbaugemeinden, die sich rund um die Minen gebildet haben, errichteten sie Schulen, in denen die Kinder unterrichtet werden und wo sie täglich eine warme Mahlzeit bekommen. „4800 Kinder konnten wir durch unsere Sozialarbeiterinnen und -arbeiter bereits aus den Minen befreien“, erzählt Sr. Justicia. Daneben gibt es Gesundheitsprogramme wie mobile Kliniken und Erwachsene erhalten zudem die Möglichkeit, durch Beschäftigung in Bereichen wie Landwirtschaft und Fischzucht ihr Leben nachhaltig sicher zu gestalten und Geld zu verdienen – außerhalb der gefährlichen, anstrengenden und ausbeuterischen Arbeit in den Minen.
Weltweit werden die Produkte, die Kobalt enthalten, genutzt. Worauf also achten, um Kinderarbeit in den Minen entgegenzuwirken? „Meine Bitte an alle Bergbauunternehmen ist, sich an die Vorschriften zu halten und ihre Lieferketten zu kontrollieren, damit es nicht zu Kinderarbeit in den Minen kommt. Jeder Einzelne von uns ist gefordert, elektronische Geräte wie Handys so lange wie möglich zu nutzen und eventuell auch gebrauchte Geräte zu verwenden“, rät die Ordensfrau. «
Der Oktober gilt als Monat der Weltmission, in dem jedes Jahr der Weltmissions-Sonntag begangen wird – die größte Solidaritätsaktion der Katholikinnen und Katholiken weltweit. Mehr als 100 Päpstliche Missionswerke, darunter auch „Missio“ Österreich, sammeln an diesem Tag für die soziale und pastorale Arbeit der Kirche in den 1100 ärmsten Diözesen der Welt. Katholische Pfarren begehen den Tag traditionell am vorletzten Sonntag im Oktober (heuer am 23. 10.). Einblicke in die Weltkirche gibt in diesem Jahr das Schwerpunktland Demokratische Republik Kongo, ein Land in Zentralafrika, in dem viele Kinder wie Sklaven in Kobalt-Minen schürfen und auf der Straße leben müssen.
- Infos: www.missio.at/wms.
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