„Es macht einen großen Unterschied, ob sich jemand als bewusste Konsumentscheidung für Secondhand und Vintage entscheidet oder ob jemand aus finanzieller Not Kleidung und Alltagsgegenstände gebraucht kaufen muss, weil etwas dringend notwendig ist. Zum Beispiel Kleidung für Kinder, die schon wieder gewachsen sind“, sagt Katharina Forstinger, Stellenleiterin der CARLA-Läden der Caritas Oberösterreich.
Beide Gruppen kaufen in den CARLA-Läden, von denen es im Bundesland fünf gibt: zwei in Linz und jeweils einer in Braunau, Mondsee und Mauthausen. Dort gibt es Kleidung und Gebrauchsgegenstände zu günstigen Preisen. Alle Waren dort stammen aus Sachspenden.
Besonders die Nachfrage nach Kleidung hat sich verändert. „Kleidung war früher mehr wert. Es gab noch keine Billigläden, keinen günstigen Online-Handel und keine Verkaufsplattformen im Internet“, erklärt Caritas-Vorständin Marion Huber. „Früher war der Konsum nicht so schnell, da war Erhalten und Weitergeben selbstverständlich“, sagt Katharina Forstinger, „Ökologisch sinnvoll war die Weitergabe von gebrauchten Alltagsgegenständen schon immer. Nur heute stellen wir neben der sozialen auch die ökologische Relevanz in den Scheinwerfer.“
Besonders bei Jungen und im städtischen Raum sei das neue Image von Secondhand schon angekommen, berichtet Katharina Forstinger. Kund:innen gehen – unabhängig ihrer sozialen Situation – in einen Secondhand-Laden, weil sie ein Produkt kaufen wollen, dass bereits Teil eines Kreislaufes ist.
„Wer Secondhand kauft, verhindert neue Produktion und spart dadurch wertvolle Ressourcen“, verweist CARLA-Linz-Filialleiterin Helga Perusch auf die ökologisch und sozial problematischen Produktionsbedingungen in der globalen Textilindustrie.
Sachspenden sammelt die Caritas an verschiedenen Orten in Oberösterreich, bevorzugt in den CARLA-Läden, im Sachspendenlager in Linz und im Diözesanhaus.
Die Caritas OÖ hat nur zwei Container für Kleidung und Schuhe, andere sozialökonomische Betriebe – wie etwas die Volkshilfe – sammeln viel über Container. Caritas-Vorständin Marion Huber sagt zur Sachspendenabgabe: „Lieber ist uns der Kontakt mit den Menschen.“ Das helfe, dass Sachspenden dann auch wirklich brauchbar seien. „Schwierig ist es, wenn Menschen etwas einfach vor die Tür stellen und die Sachen dann im Regen stehen oder von irgendjemandem durchwühlt werden. Besser ist die Abgabe zu den Öffnungszeiten“, gibt Marion Huber einen Tipp für wirksames Helfen mit Sachspenden.
Auch das Netzwerk der katholischen Kirche bringt der Caritas Sachspenden. Aktionen von Pfarren wie „umgekehrter Adventkalender“ oder die „Aktion Kilo“ mit Firmlingen motivieren Spender:innen. Marion Huber nennt auch explizit das Jugendzentrum Plateau in Leonding, wo mit gesammelten Lebensmitteln wirksam Nothilfe geleistet wird.
Auf die Frage, was denn eine gute Sachspende sei, sagt Katharina Forstinger: „Alles, was ich einer lieben Freundin auch schenken würde.“ Sie ergänzt: „Und bei uns bei der Caritas alle jene Gegenstände, wofür man zum Transport kein Auto braucht, weil wir dafür keine Logistik haben.“
Man nimmt gerne gut erhaltene, saubere und nicht kaputte Textilien, intakte Haushaltswaren, tragbare Schuhe, funktionstüchtiges Spielzeug, Babyartikel, Bettwaren und Bücher, CDs, DVDs. Für Möbel und Wohnungsräumungen wird auf die Trödlerläden in Linz und Wels verwiesen. Nicht brauchbar sind neben kaputten Gegenständen beispielsweise Matratzen, Bettdecken oder Kuscheltiere, weil diese nicht gewaschen werden können.
Auch Elektrogeräte nimmt die Caritas nicht, denn sie kann deren Funktionsfähigkeit nicht gewährleisten. Dafür gibt es aber sogenannte ReVital-Sammelstellen, organisiert über den Landesabfallverband. Dort werden Geräte vor der Weitergabe geprüft und repariert. Bei der Caritas gibt es derzeit ein Projekt „Energiesparen im Haushalt“, wo Menschen in Notlagen nicht nur Unterstützung beim Gerätetausch, sondern auch Energiesparberatung angeboten wird.
Generell ist es sinnvoll, sich vorab telefonisch oder im Internet zu informieren, zu welcher Einrichtung eine Sachspende gebracht werden kann. Neben der Caritas gibt es in Oberösterreich die Volkshilfe, aber auch verschiedene kleinere lokale Initiativen.
Sachspenden, die in CARLA-Läden abgegeben werden, verbleiben teilweise dort, wenn die Mitarbeiter:innen feststellen, dass sie etwas direkt für ihr Sortiment brauchen können.
Alle anderen Waren kämen ins Zentrallager der Caritas in Linz, berichtet Marion Huber. Dort werden sie sortiert. Ein Teil geht in die CARLA-Läden. Ein Teil wird für bedürftige Menschen direkt ausgegeben, beispielsweise an Wohnungslose in der Wärmestube oder an Flüchtlinge in Caritas-Flüchtlingshäusern. Was zu viel ist an Sachspenden oder mittelmässig, wird kommerziellen Wiederverkäufern zum Kilopreis weitergegeben.
Bei der Caritas gibt es keine regulären Sachspenden-Transporte ins Ausland mehr. „Am Beginn des Ukraine-Kriegs gab es einen Sondertransport, aber im Normalfall können wir mit Geldspenden im Ausland besser helfen, weil Transportwege vermieden werden und lokale Strukturen gestärkt“, berichtet Marion Huber. Sie sagt aber auch, dass es durchaus kleine Initiativen gäbe, die sinnvolle Sachspenden-Transporte ins Ausland organisieren.
Ebenso erhalten Menschen in Not, die sich an die dezentralen Sozialberatungsstellen der Caritas wenden, direkt Waren, die sie brauchen. Dort gibt es aber auch finanzielle Hilfe oder Gutscheine zum Einkaufen in CARLA-Läden für Lebensmittel oder für Möbel in einem Trödlerladen.
„Manchen ist mit einem Kinderwagerl aus unserem Sachspendenlager sehr geholfen, aber es gibt auch Situationen wie beispielsweise eine dringend zu zahlende Stromrechnung, wo jemand einfach unbedingt Geld braucht“, sagt Marion Huber. Gutscheine werden ausgegeben, weil man davon ausgeht, dass die Menschen selbst am besten wissen, was sie anziehen oder essen wollen. Auch manche Pfarren helfen armutsbetroffenen Menschen mit Gutscheinen als Überbrückung.
Katharina Forstinger ist es wichtig zu betonen, dass auch Menschen mit wenig finanziellen Mitteln ein Recht auf soziale Teilhabe haben: „Dazu gehört auch, sich ein kleines Ostergeschenk für die Kinder oder eine Frühlingsdeko auszusuchen.“
Es komme auch vor, dass die Caritas Spenden ablehne – mit gutem Grund: „Die Entsorgung von unbrauchbaren Waren kostet uns teilweise etwas und das Geld fehlt dann für die Hilfe für Menschen in Not“, betont Caritas-Vorständin Marion Huber. Ein Beispiel sind Lebensmittelspenden von Firmen mit kurzer Haltbarkeitkeit, wenn nicht gewährleistet ist, dass diese rechtzeitig verteilt werden können.
Katharina Forstinger berichtet, dass besonders die Ablehnung einer Sachspende von einer Privatperson eine gewisse Sensibilität brauche: „Ein Pelzmantel mag einmal teuer gewesen sein und eine Geschichte haben – aber Pelzmäntel sind heutzutage nicht mehr nachgefragt und für uns sehr schwierig weiterzugeben.“
Mehrheitlich macht man in den CARLA-Läden aber positive Erfahrungen. Es gäbe auch Menschen, die etwas abgeben und sich dann selbst wieder etwas anderes im Laden kaufen. Auch manche „Stammspender:innen“ kennt die Caritas-Mitarbeiterin, diese kennen sich schon sehr gut aus, was gebraucht wird.
In den CARLA-Läden finden auch Menschen, die es am ersten Arbeitsmarkt schwer haben, sinnvolle Arbeitsplätze. Im CARLA-Laden am Linzer Froschberg steht die Begleitung und Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung im Mittelpunkt. „Das wollen wir ausbauen“, blickt Marion Huber in die Zukunft.
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