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Die Frage „Betest du?“ beantworten immer weniger Menschen mit einem Ja. „Beten scheint nicht mehr in zu sein. In unserer heutigen Gesellschaft kommt es fast einem Outing gleich, wenn man sagt, dass man betet“, bedauert Helmut Außerwöger. Man will nicht altmodisch erscheinen oder sich gar lächerlich machen, darum redet man zumindest in der Öffentlichkeit nicht vom Beten. Das spiegelt sich auch in der Erziehung von Kindern wider.
In der Familie von Christa und Helmut Außerwöger gehört das Beten für die Erwachsenen ebenso wie für die sechs Kinder zum Alltag. Schon wenn die Kinder morgens das Haus verlassen, bekommen sie von der Mama ein Kreuzzeichen mit Weihwasser auf die Stirn. „Ich segne sie und wünsche ihnen viel Glück bei der Schularbeit oder einfach einen schönen Tag“, sagt Christa Außerwöger. Für die Kinder soll es stärkend sein, „sie mögen es, und ich darf da niemanden übersehen“, lächelt die Mutter.
Auch vor dem Essen wird im Haus Außerwöger gebetet. „Natürlich auch, wenn Gäste da sind oder wenn die Kinder Schulfreunde mitbringen. Die kennen das alle“, sagt Mama Christa. „Wir machen da höchstens eine Ausnahme, wenn wir selbst eingeladen sind und es bei den Gastgebern nicht üblich ist“, ergänzt Papa Helmut Außerwöger.
Zum Einschlafen gibt es zur Gutenachtgeschichte auch noch etwas aus der Kinderbibel. Auch ein Ritual, das die Kinder von klein an gewohnt sind. „Oft suchen sie sich selber die Textstellen zum Lesen aus.“ Es sind entweder Geschichten, die sie gerne hören oder die zum Jahreskreis passen. Da kennen sich die Kinder auch gut aus, denn fünf von ihnen sind Ministrantinnen bzw. Ministranten. Der Jüngste wird es nach der bevorstehenden Erstkommunion ebenfalls sein.
Ministrant/in zu sein, dazu wurden die Kinder von den Eltern nicht angehalten. Wohl aber zum sonntäglichen Gottesdienst. „Ab der Erstkommunion gehört es bei uns dazu, da gibt es auch keine Ausreden. Erst mit der Firmung steht es ihnen frei, zu entscheiden, ob sie ausschlafen oder in die Kirche mitkommen wollen.“ Helmut Außerwöger begründet diese streng klingende Haltung auch: „So können die Kinder das Kirchenjahr bewusst miterleben. Außerdem muss man auch das Beten in irgendeiner Form erlernen. Ich sehe das nicht anders als das Klavierspielen. Nur mit dem Willen, dass man Klavier spielen möchte, kann man es noch lange nicht. Dazu gehören Übung und eine gewisse Regelmäßigkeit.“
Wichtig ist dem Elternpaar auch, dass man Kindern das Beten nicht vorschreiben kann. „Beten geht nur, wenn man selbst und die Kinder das tun, weil es ihnen wichtig und wertvoll ist.“
Großeltern, die es bedauern, wenn ihre Kinder und Enkelkinder nicht mehr in die Kirche gehen und beten, rät Helmut Außerwöger zuerst einmal: „Miteinander darüber reden. Manche Eltern, die es nicht mehr so mit dem Glauben haben, sind vielleicht ganz froh, wenn die Großeltern diese Aufgabe übernehmen und mit den Enkerln den Gottesdienst besuchen.“ Aufzwingen würde er das aber niemandem.
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