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Schon vor der Geburt seiner Kinder wusste Reini Fischer, dass er seine Rolle als Papa sehr aktiv anlegen will. Der Jugendleiter war im vergangenen Winter zwei Monate zu Hause bei seinem Sohn Gabriel, damals rund ein Jahr alt. Fischer, der mit seiner Familie in der Nähe von Linz lebt, gehört damit zu den knapp 20 Prozent der Väter, die in Österreich in Karenz gehen. Damit hat er keinen Exotenstatus, ist aber noch immer ein relativ seltenes Exemplar. Als „Vollzeit-Papa“ hat er den Haushalt geschupft, Babybrei gekocht, Windeln gewechselt und ist auf den Spielplatz oder zum Eltern-Kind-Treff gefahren. „Dort habe ich gesehen, dass ich zu Themen der Kindererziehung einen anderen Zugang habe. Die Mütter haben sich viele Sorgen um ihre Kinder gemacht. Mehr als ich“, erzählt Reini Fischer, der nicht nur in der Karenz versucht, Gelassenheit im Umgang mit dem eigenen Kind auszustrahlen.
Der Umstieg vom Arbeitsleben in die Karenzzeit ist ihm relativ leichtgefallen. Der Arbeitgeber, die Diözese Linz, hat die Entscheidung ihres Mitarbeiters gutgeheißen und gefördert. Außerdem habe er durch seine flexiblen Arbeitszeiten auch vorher viel Zeit mit der Familie verbracht. „Väterkarenz ist nicht wie Urlaub, aber es tat gut, einmal vom Beruf befreit zu sein. Ich habe es genossen, mich ganz auf meinen Sohn konzentrieren zu können. Es war eine gewisse Entschleunigung“, erzählt der 41-Jährige. Dennoch kennt er auch das Gefühl, wenn sich im Leben mit den Kindern bisweilen ein Alltagstrott einstellt und an manchen Tagen die Gespräche mit Erwachsenen fehlen. „Die Welt kann sich zuhause klein anfühlen“, so Fischer. „Ich habe mich während der Karenz immer besonders auf den Abend gefreut, wenn meine Frau nach Hause gekommen ist und ich etwas freigespielt war.“
Beim Rollentausch sei ihr am Anfang nicht ganz leichtgefallen loszulassen, doch habe ihr der Wiedereinstieg in die Arbeit gutgetan, beobachtete Reini Fischer. Durch die Väterkarenz konnte seine Frau wieder früher ins Berufsleben zurückkehren. „Ich würde mir ignorant vorkommen, wenn ich ihr das nicht ermöglichen würde. Das ist ein partnerschaftlicher Deal zwischen uns Eheleuten, da haben wir auch nicht lange diskutieren müssen“, betont er.
Kurz nach seiner Karenz ist im Jänner das zweite Kind auf die Welt gekommen. Reini Fischer hat sich nach der Geburt von Konstantin zwei Wochen Urlaub genommen, um später wieder voll in den Beruf einzusteigen. Derzeit ist noch seine Frau bei den Kindern zu Hause. Ab Herbst wird Reini Fischer dann wieder in Karenz gehen und für beide Söhne sorgen. Es wird jedoch mit sechs Monaten ein deutlich längerer Zeitraum sein als beim ersten Mal. „Zwei Monate in Karenz gehen war schön, aber es war doch relativ kurz. Die zweite Väterkarenz wird eine andere Herausforderung, noch dazu mit zwei Kindern“, sagt Reini Fischer.
Für die Zeit, wenn er und seine Frau wieder beide arbeiten werden, hat das Paar ebenso bereits eine Lösung gefunden. Sie werden beide in Elternteilzeit gehen und halbtags arbeiten. Ganz partnerschaftlich aufgeteilt, wie es bei ihnen üblich ist.
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