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Fest steht jedenfalls, dass in der Zeit der Aufklärung die Bräuche rund um Fronleichnam heftig kritisiert wurden: unter anderem das Abschießen von Salven und das massenhafte Abholzen von Birken. Im Kurfürstentum Bayern wurden schließlich 1803 Pferdeumritte, Blumenteppiche und das Aufstellen von Bäumchen behördlich verboten. Man erfährt durch diese Verfügung immerhin, dass es den Brauch, den Prozessionsweg zu schmücken, gab; was er bedeutet, wird nicht erwähnt. Vielleicht haben die Fronleichnams-Birken einen Bezug zum germanischen und slawischen Volksglauben. Jeweils im Mai wurden Birken – der Baum war der Göttin Freya geweiht – ins Dorf geholt, um den erwachenden Frühling zu begrüßen. Dazu passt auch der Brauch, dass Bauern zu Beginn des Frühlings mit jungen Birkenzweigen alles berührten, was fruchtbar werden sollte: Äcker, Bäume, Tiere. Die Birke wird hier als Symbol der Fruchtbarkeit gesehen. In einer weiteren mythologischen Deutung gilt die Birke als „Baum des Schutzes“. Möglicherweise lässt sich mit den Aspekten „Schutz und Fruchtbarkeit“ eine Brücke zu Fronleichnam schlagen. Denn vielerorts ist es üblich, nach der Prozession von den Birken, die durch den Vorübergang der Monstranz als gesegnet empfunden werden, Zweige abzubrechen, sie zu kleinen Kränzen zu flechten und zu Hause das Kreuz damit zu schmücken. Damit wäre der Birkenkranz ein Segenszeichen. Hie und da sieht man die Kränze auch auf Feldern, hier wären sie die sichtbare Bitte um Fruchtbarkeit.
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