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„Mein Vater hat Diabetes, schon seit er ein junger Mann war. Darum war es für mich kein Schreckgespenst, seine Krankheit war Teil meiner Kindheit“, erzählt Anita Weinberger. Trotzdem nahm sie erste Warnungen nicht ernst. Beide Schwangerschaften führten zu erhöhten Blutzuckerwerten, aber das war nach den Entbindungen wieder vorbei. „Da dachte ich: ‚Okay, Kapitel abgehakt.‘“ Ein Irrtum. Schon wenige Jahre später mehrten sich erneut Anzeichen, dass die Bauchspeicheldrüse nicht genug Insulin produziert, Ärzte stellten Diabetes Typ I fest.
Nach dem ersten Schock stand für die junge Frau fest: „Ich lasse mich nicht unterkriegen. Das will ich mir und auch meiner Familie nicht antun.“ Sie hatte vor allem nicht vor, ihre Hobbys aufzugeben. Dazu zählen viele sportliche Tätigkeiten, etwa Laufen, Tennisspielen und Tanzen. Aber auch die Gartenarbeit macht ihr viel Freude. Außerdem füllen zwei Kinder und ein Halbtagsjob den Tag zur Gänze aus. Um dies alles zu bewerkstelligen, muss man gut auf Medikamente eingestellt sein und seinen Körper kennen. „Ich habe auch ein paarmal die Insuline gewechselt, weil es einfach nicht gepasst hat“, erzählt Weinberger.
„Am Anfang war das schon schwierig. Jede körperliche Anstrengung muss nämlich eingeplant werden. Da braucht man eine niedrigere Dosierung beim Spritzen, weil durch den Sport der Blutzuckerspiegel rasch sinken kann.“ Die Folge ist ein sogenannter „Unterzucker“, der sogar lebensbedrohlich sein kann. Traubenzucker oder ein Apfel sind daher ständige Begleiter. „Habe ich allerdings zu hohen Zucker, werde ich grantig und bin gereizt“, gibt sie unumwunden zu.
Eine große Hilfe ist für Anita Weinberger ein Sensor, der am Oberarm angebracht ist. „Ich sehe sofort, ob der Blutzuckerspiegel konstant ist, ansteigt oder fällt.“ Zusammen mit dem in der Zwischenzeit entwickelten Bauchgefühl hat sie so extreme Ausreißer bei den Werten ganz gut im Griff. „Für die Insulinpumpe bin ich derzeit aber noch nicht reif“, lächelt sie.
Das Walken, Laufen, Schwimmen und Tennis gehören für die Mostviertlerin ebenso zur Lebensqualität wie gutes Essen. „Ich koche immer frisch, und bei uns kommt viel Salat auf den Tisch.“ So ganz kann und will sie auch nicht auf Süßigkeiten verzichten. „Eine Kleinigkeit zum Kaffee hat mir sogar der Arzt zugestanden“, freut sie sich, wo sie doch Torten und Schlagobers so mag. Von einer richtigen Diät hält sie wenig, aber sie weiß, dass viel Disziplin ganz wichtig ist.
Schon als Jugendliche war es ihr Traum, einmal ein Buch zu schreiben. „Auch dafür danke, Diabetes“, erklärt die Autorin den Titel. Vor allem möchte sie aber anderen Betroffenen damit zeigen, dass die Diagnose „Diabetes“ nicht das Ende der Lebensfreude bedeutet.
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