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Die Idee, Stimmungen in einfachen Bildern darzustellen, ist keine Erfindung der digitalen Welt. Schon 1893 tauchten im Kreisblatt der kleinen Stadt Malmedy (zu dieser Zeit preußische Provinz) gesetzte Schriftzeichen auf, die ein lustiges, ein gleichgültiges und ein trauriges Gesicht veranschaulichen sollten (siehe Bild unten). Und im Jahr 1938 schrieb Ludwig Wittgenstein, dass Beschreibungen mit simpel gezeichneten Gesichtsausdrücken oft flexibler seien als schnörkellose Adjektive.
Der amerikanische Werbegrafiker Harvey Ball zeichnete im Dezember 1963 zwei Punkte und einen gebogenen Strich in einem Kreis auf ein gelbes Papier. Er tat dies im Auftrag einer Versicherungsgesellschaft. Die nach seinem Entwurf gestalteten Anstecknadeln sollten das Betriebsklima heben. Die Aktion war ein Erfolg, Ball erhielt für die Zeichnung 45 Dollar. Obwohl sich der Smiley rasch verbreitete, kümmerte sich niemand um den rechtlichen Schutz. Ende der 1980er-Jahre machte sich die Musikbewegung „Acid House“ den Smiley zum Erkennungszeichen. Die Abbildung auf dem Rauschmittel Ecstasy war für viele Händler Anlass, das Smiley-Sortiment aus den Regalen zu nehmen.
1996 meldete der Journalist Franklin Loufrani eine (leicht veränderte) Smiley-Grafik in Frankreich als Muster an. Er gab an, sie als Auflockerung eines Zeitungsartikels erfunden zu haben. Loufrani wurde mit den Nutzungsrechten in über 80 Ländern zum Millionär. Harvey Ball kämpfte erfolglos um seine Anerkennung als wahrer Vater des Smileys und gründete die World Smile Foundation. Er verstarb 2001. Dank Internet kursieren in der Zwischenzeit nicht nur lächelnde Smileys. Die so genannten „Emojis“ wurden daraus entwickelt und bieten für jede Stimmungslage entsprechende Gelbköpfe.
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