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Das Hospiz St. Barbara ist eine kleine, ruhige Station im Ordensklinikum der Elisabethinen in Linz. Die Pflegerinnen betreuen hier sechs Menschen, die am Ende ihres Lebensweges angekommen sind. „Es sind nicht nur alte Menschen, die zu uns kommen“, erzählt die Leiterin, Sr. Margret, „immer wieder sind auch jüngere bei uns, die etwa nach Krebserkrankungen und Chemotherapien keine Heilungschancen mehr haben.“ Doch ungeachtet des Alters geht jede und jeder mit dieser Situation unterschiedlich um.
„Weihnachten ist sicher eine ganz emotionale Zeit, besonders für unsere Bewohnerinnen und Bewohner. Sie wissen, dass es ihr letztes Weihnachtsfest ist. Und sie erinnern sich natürlich oft an vergangene Feste, die sie im Kreise der Familie gefeiert haben.“ Im Hospiz versucht man, mit sehr unaufdringlichen Angeboten ein bisschen Feierstimmung zu erzeugen. Es gibt einen großen Adventkranz. Beim Adventsingen werden jene Lieder angestimmt, die in der kleinen Runde gewünscht werden. Aber oft kommen nur zwei oder drei Bewohner/innen aus ihren Zimmern, um mitzufeiern. Die anderen möchten lieber allein bleiben. Mit ihren Gedanken und Erinnerungen.
„Wir hatten einmal eine Bewohnerin, für die es sehr unwahrscheinlich war, dass sie den 24. Dezember noch erleben würde. Aber sie hat sich so auf Weihnachten gefreut und sich gewünscht, dass wir ein paar Tage früher feiern“, erzählt Sr. Margret. Diesen Wunsch habe man der Dame gerne erfüllt. Auch ihre Angehörigen waren bei der kleinen Feier dabei. Wenige Tage später ist sie verstorben. „Wir waren froh, dass wir ihr noch einen kleinen Glücksmoment schenken durften.“
Viele Menschen sind in ihren letzten Tagen mit sich und ihrer Vergangenheit beschäftigt. Die einen suchen dabei Zuneigung und Gespräche, andere möchten lieber allein über ihr Leben nachdenken und darauf zurückblicken. „Anders als auf einer Krankenstation haben wir hier mehr Zeit, um mit den Menschen zu reden und ihnen zuzuhören. Neben unserem Team kommen auch regelmäßig eine Seelsorgerin und einige ehrenamtliche Helferinnen.“
Der Rückblick auf das irdische Leben und die Frage nach dem „Danach“ führt viele Menschen vor ihrem Tod zum Glauben. Das hat auch Sr. Margret vielfach beobachtet. Gespräche mit einem Seelsorger / einer Seelsorgerin oder einem Vertreter der jeweiligen Glaubensgemeinschaft sind da gefragt und hilfreich.
„Aber es gibt auch jene, die enttäuscht sind und ihren Leidensweg als Zumutung empfinden. Sie fragen: ,Warum hat Gott mir das angetan?‘, und wenden sich eher vom Glauben ab“, erzählt die Hospizleiterin.
„Uns als den Pflegenden steht darüber kein Urteil zu. Wir bieten christlichen Glauben an, das wird genutzt oder eben nicht.“ Und so wird es auch am heurigen 24. Dezember um 14 Uhr eine kleine Weihnachtsfeier im St.-Barbara-Hospiz geben, bei der das Weihnachtsevangelium gelesen wird.
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