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Wurde ein Kind früher in der Schule gehänselt, hatte es zumindest später zu Hause seine Ruhe. Mit den Sozialen Medien können die Beleidigungen, Drohungen, das Belästigen und Bloßstellen rund um die Uhr passieren. Geschieht dies absichtlich und über einen längeren Zeitraum, spricht man von Cybermobbing. Es geht dabei nicht „nur“ um das Verbreiten von Gerüchten oder Beschimpfungen via Text, häufig werden auch peinliche Fotos oder Videos online gestellt. Die Inhalte erreichen ein großes Publikum und können die Opfer psychisch enorm belasten. Laut einer Studie vom Februar 2022 waren 17 Prozent der Befragten schon einmal Opfer von Cybermobbing, jede:r Zehnte sagt, er oder sie habe sich selbst schon daran beteiligt.
Die Plattform saferinternet.at informiert darüber, wie Eltern reagieren können, wenn sie bemerken, dass ihr Kind Opfer von Cybermobbing ist. Zunächst einmal sollten Eltern nicht wegschauen, sondern sofort reagieren. Es ist wichtig, die Jugendlichen ernst zu nehmen und ihnen zu vermitteln, dass die Situation nicht schlimmer wird, wenn sie sich Hilfe suchen. Auch von Handy- oder Internetverboten raten die Expert:innen ab, da dies kontraproduktiv ist. Besser sei, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Man sollte sich etwa überlegen, an wen sich der oder die Betroffene im Anlassfall wenden kann, wie den Klassenvorstand, eine:n Schulsozialarbeiter:in oder eine:n Vertrauenslehrer:in.
Eltern sollten sich die fraglichen Inhalte gemeinsam mit ihrem Kind ansehen, wobei dieses selbst entscheiden soll, was es herzeigen möchte und was nicht. Um für die Konfrontation mit den mutmaßlichen Täter:innen Beweise in der Hand zu haben, sollten Screenshots (Bildschirmbilder) gemacht bzw. Daten und Bilder gesichert werden. Besonders bei heftigen Fällen ist das sinnvoll, wenn Anzeige bei der Polizei erstattet wird. Sinnvoll ist auch die Kontaktaufnahme mit anderen Eltern, Lehrkräften, Schulpsycholog:innen und/oder externe professionelle Hilfe wie bei Rat auf Draht (Tel. 147), der Kinder- und Jugendanwaltschaft oder Familienberatungsstellen. Hilfreich kann im Vorfeld auch sein, die Meldefunktion in Sozialen Netzwerken zu nutzen.
Cybermobbing ist oft komplex, manchmal vermischen sich Täter- und Opferrolle, oft agieren die Mobber:innen scheinbar anonym, verstecken sich hinter falschen Namen. Die Grenze, wo Mobbing anfängt, ist manchmal ebenso schwierig zu setzen, da jeder Mensch unterschiedlich sensibel darauf reagiert. Deshalb sollten Eltern mit ihren Kindern über den Umgang mit Worten, Bildern und Videos im Internet sprechen.
Auch ihrer eigenen Sicherheit kann das dienen, denn ein allzu freigiebiger Umgang mit privaten Informationen kann Angriffsfläche für Cybermobbing sein. Davon abgesehen gilt nach wie vor: Das Internet vergisst nicht. Alles, was dort einmal hineingestellt wurde, kann von Fremden und Kriminellen missbraucht werden, nicht nur zum Cybermobbing, auch zu Identitätsdiebstahl oder sexueller Belästigung. Es schadet daher nicht, immer wieder zu überprüfen, was man über sich selbst oder auch die Kinder im Internet findet – dazu einfach den Namen in eine Suchmaschine eingeben.
Saferinternet.at rät dazu, den Jugendlichen zu helfen, ihre Privatsphäre-Einstellungen in den einzelnen Sozialen Medien zu optimieren. Es werden dafür für jede Plattform Leitfäden zur Verfügung gestellt, an denen man sich orientieren kann.
Mehr Infos, Tipps und auch Links zu Beratungsstellen unter
saferinternet.at
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