Wort zum Sonntag
Die meisten Synodalen hatten bereits zwei Tage geistliches Ankommen und Vorbereiten hinter sich, als die erste weltweite Synodenversammlung mit nichtbischöflichen Stimmberechtigten am Tag des heiligen Franziskus offiziell begann.
Nicht nur vom Reparieren der Kirche sprach Papst Franziskus bei der Messe am Petersplatz. Er ermutigte die Teilnehmenden auch, nicht verbittert zu werden und gelassen zu bleiben. Wenn er zusätzlich erklärte, dass es für die Kirche in diesen komplexen Zeiten keine einfachen Lösungen gebe, kein „Ja“ oder „Nein“, dann erinnerte das an die „Dubia“, an die Zweifel, die fünf Kardinäle im Sommer an den Vatikan geschickt hatten. Die fünf bekannten Franziskus-Kritiker stießen sich daran, dass sie als Antwort nicht „Ja“ oder „Nein“ erhielten, sondern programmatische Erklärungen in Hinblick auf die Synode (also inhaltlich nicht festgelegt), bzw. „dogmatischen Nachhilfeunterricht“ in Sachen Zweites Vatikanum, wie es der Salzburger Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff formulierte.
Später, in der zur Synodenaula umfunktionierten Audienzhalle, machte der Organisator der Welt-Bischofssynode, Kardinal Mario Grech, deutlich, dass die Synode kein Klacks sei, sondern sich die Kirche an einem Scheideweg befinde. Wohin die verschiedenen Wege führen könnten, ließ er offen.
Jedenfalls ginge es bei den synodalen Beratungen nicht um Strategien und ideologische Kämpfe, betonte Papst Franziskus. Er hatte guten Grund, das zu betonen, weil die ideologischen Kämpfe seit langem köcheln. Beharrende Teile der katholischen Kirche misstrauen dem Projekt der Synode über Synodalität und sehen die Lehre der Kirche in Gefahr. Tatsächlich fordert der Papst eine lebendige Auseinandersetzung mit der Kirchendoktrin.
Zuversichtlich äußerte sich die Initiative „Wir sind Kirche“. Österreich-Vorsitzende Martha Heizer erklärte, sie hoffe auf eine Aufwertung der Rolle von Frauen – wenn auch nicht unmittelbar. „Jetzt wird darüber geredet, wie man unsere Kirche synodal strukturieren kann“, sagte sie über das laufende Treffen im Vatikan. Wenn Mitbestimmung einmal beschlossen sei, dann seien die wichtigsten Schritte getan, denn: „Mitbestimmung in der katholischen Kirche heißt auch Mitbestimmung der Frauen.“
Stärkere Beteiligungsmöglichkeiten für junge Menschen bei synodalen Prozessen mahnte Marlies Prinz, Jugendvertreterin der österreichischen „Wir sind Kirche“-Plattform ein. „Es heißt immer, die Jugend sei die Zukunft der Kirche. Vergessen wird dabei aber gerne, dass wir auch schon zur Gegenwart gehören“, so die Innsbrucker Theologiestudentin.
Mittlerweile haben die Synodalen eine ganze Woche gemeinsame Arbeit hinter sich und beschäftigen sich mit dem zweiten Themenblock, „Gemeinschaft“. Er enthält Konfliktpunkte, wie offen die kirchliche Gemeinschaft mit ihren Sakramenten für Menschen mit unterschiedlichen Lebensweisen sein soll.
Ein Tag im Plenum wechselt sich jeweils mit der Beratung in Kleingruppen ab. In der Synodenaula fallen die wenigen Frauen kaum auf, doch die Präsenz sei merklich, meinen erste Einschätzungen aus der Versammlung. Die Teilnehmenden sind zwar darauf eingeschworen, besprochene Themen im Saal zu lassen und nicht hinaus zu tragen, doch Eindrücke und Stimmungsberichte sind erlaubt.
So lässt etwa der Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), der Neutestamentler Thomas Söding, in einer Art Logbuch Interessierte an seinen Beobachtungen bei der Synode teilhaben, nicht ohne festzustellen: „Ich plaudere nichts aus ... Diskretion ist selbstverständlich.“ Mitzulesen auf zdk.de
Einen Dämpfer könnte das Treffen von unerwarteter Seite bekommen: Kaum waren die Synodalen angereist, blieben die ersten schon wieder fern – positive Corona-Testungen sind dafür verantwortlich. Wer jetzt erkrankt ist, wird zum Ende der Synode wieder dabei sein. Welche Kreise das Virus in der zum Glück luftigen Audienzhalle zieht, wird sich noch zeigen. Das Synodentreffen in Rom dauert bis 29. Oktober.
Wort zum Sonntag
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>