Wort zum Sonntag
Mit welchem Eindruck fahren die Teilnehmer/innen von der Amazonien-Synode nach Hause?
Gudrun Sailer: Mein Eindruck ist der einer großen Zufriedenheit und auch Gelassenheit unter den Bischöfen und den übrigen Teilnehmern. Diese drei Wochen in Rom waren für sie eine Zeit des Innehaltens, des Nachdenkens über das, was ihre Heimat braucht, und was die 33 Millionen Menschen dort brauchen. Das Schlussdokument passt aus ihrer Sicht im Großen und Ganzen, das ist mein Eindruck. Und klar, jetzt wartet alles gespannt auf das Schreiben von Papst Franziskus, er will es ja bis Ende des Jahres noch vorlegen, das wäre übrigens sehr schnell für so ein nachsynodales Schreiben.
Was den Umgang mit den indigenen Völkern betrifft: Die positiven Signale der Synode wurden durch eine Protestaktion – in den Tiber geworfene Statuen – konterkariert: Wie nahm das die Synode wahr?
Sailer: Der Diebstahl und der anschließende Akt der Gewalt gegen die Statuen haben bei der Synode für Befremden gesorgt. Es wurde als feindselig empfunden, zugleich als kleinlich. Ruhig und ausgewogen hat die lateinamerikanische Organisation reagiert, die diese Begleit-Events gestaltet und die Figuren zusammen mit vielen anderen Amazonien-Symbolen nach Rom gebracht hat. Das war richtig gut. Und alle waren sehr erleichtert und erfreut, als die Gendarmerie die Figuren aus dem Tiber gerettet hat.
Beim Thema Ökologie lag die Synode ganz auf der Linie von Papst Franziskus und seiner Enzyklika „Laudato si’“. Worin besteht der Fortschritt durch die Synode?
Sailer: Aus meiner Sicht darin, dass man diesen Teil der katholischen Soziallehre jetzt nicht mehr unter „und dann war da noch …“ verbuchen kann, als sei die ökologische Frage ein unbedeutendes Anhängsel. Schöpfungsverantwortung gehört ursächlich zum Christentum. Ich habe bei der Synode gerade auch die Bischöfe aus westlichen Ländern so erlebt, dass ihnen durch das Hinhören auf den „Schrei der Armen“ in der Synodenaula bestimmte Zusammenhänge neu aufgegangen sind.
Wann kann es im Amazonas-Gebiet realistischerweise verheiratete Priester geben? Und wie sind die vagen Ausführungen zum Frauendiakonat zu deuten?
Sailer: Ständige Diakone gibt es in Amazonien ja schon lange, es müssten ungefähr 3000 allein in Brasilien sein. Wenn der Papst den Vorschlag der Synode annimmt, solche verheirateten Männer unter ganz bestimmten Bedingungen zu Priestern zu weihen, dann dauert es wohl trotzdem noch ein paar Jahre. Aber Franziskus hat ja auch schon einmal angedeutet, dass er sich eine solche Ausnahmeregelung „für extrem entlegene Gebiete“ vorstellen kann. Anders das Frauendiakonat, dafür ist es aus Sicht vieler offenbar zu früh. Immerhin, der Papst hat gesagt, er besetzt die Studienkommission zum Frauendiakonat jetzt neu, und dann wird man weitersehen.
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