Elisabeth Wertz ist Religionslehrerin und Pastoralassistentin im Südburgenland, derzeit in Elternkarenz.
Der Dienst des Priesters müsse „das Modell eines exklusiven Führungsstils überwinden, der zu einer Zentralisierung der Pastoral und zur Last all der ihm allein übertragenen Verantwortlichkeiten führt. Stattdessen muss der Dienst des Priesters zu einem immer kollegialeren Führungsstil gelangen, in Zusammenarbeit zwischen den Priestern, den Diakonen und dem gesamten Volk Gottes, in jener gegenseitigen Bereicherung, die das Ergebnis der Vielfalt der vom Heiligen Geist geweckten Charismen ist“, heißt es in dem Schreiben mit dem Titel „Eine Treue, die Zukunft schafft“. Anlass dafür ist das 60-Jahr-Jubiläum des Erscheinens zweier Konzilsdokumente.
Der Papst spricht mehrere Probleme an, unter anderem die Einsamkeit von Priestern. Ihr sei durch die Förderung möglicher Formen des Gemeinschaftslebens von Priestern untereinander zu begegnen. Überhaupt nimmt die „priesterliche Brüderlichkeit“ breiten Raum im Text ein. Sie sei als „konstitutives Element der Identität der Amtsträger“ zu betrachten. Innerhalb der grundlegenden Geschwisterlichkeit aller Christgläubigen hebe das Zweite Vatikanische Konzil die „besondere brüderliche Verbundenheit unter den geweihten Amtsträgern hervor, die im Sakrament der Weihe begründet“ sei, schreibt der Papst.
Das Amt des Ständigen Diakons bezeichnet er als „lebendiges Zeichen der Liebe“. „Die Schönheit einer Kirche, die aus Priestern und Diakonen besteht, die zusammenarbeiten, verbunden durch die gleiche Leidenschaft für das Evangelium und Aufmerksamkeit für die Ärmsten, wird zu einem leuchtenden Zeugnis der Gemeinschaft.“ Aber was ist mit den Laien?
Über sie heißt es im Text, in ihrer Mitte seien Priester „mit ihrer besonderen Aufgabe Brüder unter Brüdern und Schwestern“. Priester sollten nicht alle Aufgaben selbst übernehmen, sondern die „vielfältigen Charismen der Laien, schlichte wie bedeutendere, mit Glaubenssinn aufspüren“, zitiert Leo XIV. das Dekret Presbyterorum ordinis (1965). Zweimal erinnert er, dass Priester und Laien gleiche Würde haben; die sakramentale Vollmacht der Priester sei nicht mit Macht gleichzusetzen. Dass im Kirchenrecht Gleichwürdigkeit und Gleichberechtigung nicht verbunden sind, bleibt unerwähnt; ebenso, dass wichtige Kirchenämter – trotz manch überraschender Besetzung unter Papst Franziskus – oft eine Weihe voraussetzen.
Der Papst thematisiert auch den „Mangel an Berufungen zum Priesteramt“ in Teilen der Weltkirche. Dieser erfordere eine „Überprüfung der Fruchtbarkeit der pastoralen Praxis der Kirche“. Leo XIV. nennt die Förderung von Berufungen in der Jugend- und Familienpastoral als Lösungsansatz. Nicht genannt werden Änderungen des Zugangs zum Weiheamt.

Elisabeth Wertz ist Religionslehrerin und Pastoralassistentin im Südburgenland, derzeit in Elternkarenz.
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