Wort zum Sonntag
Papst Franziskus ist an einem Schlaganfall und Herzversagen gestorben. Davor sei er ins Koma gefallen, teilte der Vatikan mit. Außerdem litt der 88-Jährige an akutem Versagen der Atmungsorgane bei beidseitiger Lungenentzündung sowie Bluthochdruck und Diabetes Typ II. Todesort war die Papstwohnung im Gästehaus Santa Marta. Todeszeitpunkt war 7.35 Uhr am 21. April, dem Ostermontag im Heiligen Jahr 2025.
Zwölf Stunden nach dem Tod des Papstes veröffentlichte der Vatikan das Testament. Abgefasst hatte es Franziskus am 29. Juni 2022. Zuvor hatte er aus gesundheitlichen Gründen eine Afrika-Reise verschieben müssen. Im Testament regelte er seine Beisetzung: „Ich habe mein Leben und meinen Dienst als Priester und Bischof stets der Mutter unseres Herrn, der allerheiligsten Maria, anvertraut. Deshalb ordne ich an, dass meine sterblichen Überreste in der Papstbasilika Santa Maria Maggiore den Tag der Auferstehung erwarten.“ Für das Grab verfügt er, dass es in der Erde sei, einfach und ohne besonderen Schmuck, mit der einzigen Inschrift: Franciscus. Zudem heißt es: „Das Leiden im letzten Abschnitt meines Lebens habe ich dem Herrn geopfert für den Frieden in der Welt und die Geschwisterlichkeit unter den Völkern.“
Am Ostersonntag, einen Tag vor seinem Tod, hatte der kranke Papst noch den Segen „Urbi et orbi“ gespendet. Die Segensbotschaft ließ er verlesen. „Es kann keinen Frieden geben, wenn es keine Religionsfreiheit, keine Gedanken- und Redefreiheit und keinen Respekt vor der Meinung anderer gibt“, heißt es darin. In der fast zehnminütigen Ansprache werden viele Konfliktherde der Welt aufgezählt, und es wird um Frieden gebetet: „Es kann keinen Frieden geben ohne echte Abrüstung! Der Anspruch eines jeden Volkes, für seine eigene Verteidigung zu sorgen, darf nicht zu einem allgemeinen Wettrüsten führen.“
Papst Franziskus, bürgerlich Jorge Mario Bergoglio, wurde am 13. März 2013 zum Papst gewählt. Er gab sich den Papstnamen Franziskus, in Erinnerung an Franz von Assisi. Franziskus leitete eine Reform der römischen Kurie ein und warb für eine mildere Interpretation der katholischen Sexualmoral. Für seinen Einsatz für Flüchtlinge, Arme und Andersgläubige genoss Franziskus international Ansehen.
Das Reformprojekt einer Kirchenverfassung, die Laien mehr Mitbestimmung geben sollte, bleibt durch Franziskus‘ Tod unvollendet. Seine Amtszeit war überschattet von der Polarisierung zwischen Reformern und Konservativen.
Mit einem Fokus auf Umwelt und Solidarität über die Grenzen der Religionen hinweg versuchte Franziskus, den Blick der Kirche auf neue Schwerpunkte zu lenken. Franziskus gab Dutzende Interviews, immer wieder wurden seine Aussagen widersprüchlich interpretiert. Schon bei seiner ersten Reise als Papst besuchte er 2013 die italienische Flüchtlingsinsel Lampedusa. In seinen Lehrschreiben verurteilte der Papst die „Diktatur einer Wirtschaft ohne Gesicht“ und Verteilungsungerechtigkeit. Unermüdlich rief Franziskus zum Frieden auf. Im März 2022 veröffentlichte er die lange erwartete Reform der vatikanischen Kurie. Mit diesem Auftrag hatten ihn die Kardinäle zum Papst gewählt. Künftig sollen männliche wie weibliche Laien zu Behördenleitern ernannt werden können.
Bergoglio wurde am 17. Dezember 1936 als ältestes von fünf Kindern italienischer Einwanderer in Buenos Aires geboren. 1958 trat er in den Jesuitenorden ein. 1973 wurde er Oberer der argentinischen Ordensprovinz. Johannes Paul II. ernannte ihn 1998 zum Erzbischof von Buenos Aires. Schon in diesem Amt waren seine Markenzeichen die Zugewandtheit zu Armen und bescheidene Lebensführung.
Papst Franziskus, Jorge Mario Bergoglio, war eine starke Persönlichkeit mit Ecken und Kanten, mit Licht und Schatten.
Franziskus wusste, dass auch ein Papst, wie jeder Mensch, Licht- und Schattenseiten hat. Und er traute sich, darüber zu sprechen. Er traute sich, mit einem einfachen „Guten Abend“ auf den berühmten Balkon des Petersdoms zu treten, um sich am 13. März 2013 als neuer Papst vorzustellen. Und kurz darauf die Menschenmenge unter ihm, nein, noch nicht zu segnen, sondern um Segen und Gebet zu bitten. Er erzählte in Interviews von seinen Psychosen, die er mit therapeutischer Hilfe bearbeitete. Er sprach Worte wie „Wer bin ich, zu urteilen“ in Zusammenhang mit gleichgeschlechtlich liebenden Menschen. Er konnte austeilen – ja. Nicht nur Kurienkardinälen wusch er die Köpfe, auch Mitarbeitenden und eigenen Fans. Nicht immer war das, was er sagte, durchdacht. Er konnte in „heiligem Zorn“ entbrennen, und manchmal war der Zorn auch weniger heilig. Aber: Papst Franziskus konnte auch einstecken. Er konnte herzlich lachen, auch über sich selbst. Das ist ein Knackpunkt der menschlichen Reife, der geistlichen Reife. Auf Attacken reagierte er kaum. Jedenfalls nicht, um sich zu verteidigen. Was er alles bewirkt hat und was er nicht bewirken konnte oder wollte – das wird noch jahre- und jahrzehntelang reflektiert werden.
Seine manchmal sehr spontane Art, die Unmittelbarkeit, der Humor und die Herzlichkeit, die oft so gar nicht zu einem Papst passten – sie werden weiterwirken. Wer auch immer sein Nachfolger wird: Es wird ein ganz anderer Mensch sein. Aber hinter gewisse Vorgaben kann er kaum zurück, ohne sich zu blamieren. Wie groß sein Dienstwagen ist, oder wem er am Gründonnerstag die Füße wäscht – die Welt wird es sehen wollen und sie wird sich ein Bild machen. Ein Bild, das sich an Papst Franziskus misst. Denn seine Gesten wurden verstanden, von der Außenwelt manchmal mehr als von der katholischen Welt. Mit tausenden Lebensweisheiten kritisierte er auch die Kirche und ihre Menschen, um ihre Weiterentwicklung anzustoßen. Er gab sich nicht mit dem Bestehenden zufrieden. Durch und durch Jesuit, strebte er nach dem „Magis“, nach mehr, nach dem je Besseren. Und er versuchte, die Kirche auf diesen Weg mitzunehmen. Nicht hinterherzuschleifen oder voranzupeitschen, sondern anzustupsen, anzuregen, nach dem Mehr, nach Weiterentwicklung zu streben. Das war der Knackpunkt „seiner“ Weltsynode. „Kommt in die Gänge“, war seine Vision und sein Aufruf – wartet nicht, bis der Papst euch alles vorgekaut hat. Dass er verstimmt war, als die katholische Kirche in Deutschland wirklich in die Gänge kam und nicht wartete auf das, was der Papst vorkaute, stimmt. Ja, Papst Franziskus war auch nur ein Mensch. Aber ein besonderer. Er war der richtige Mensch zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Bergoglio wurde am 17. Dezember 1936 als ältestes von fünf Kindern italienischer Einwanderer in Buenos Aires geboren. 1958 trat er in den Jesuitenorden ein. 1973 wurde er Oberer der argentinischen Ordensprovinz. Johannes Paul II. ernannte ihn 1998 zum Erzbischof von Buenos Aires. Schon in diesem Amt waren seine Markenzeichen die Zugewandtheit zu Armen und bescheidene Lebensführung.
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