Wort zum Sonntag
Nach dem bewegenden, mehr als zweistündigen Gottesdienst am Samstagvormittag auf dem Petersplatz wurde der einfache Holzsarg mit dem Leichnam des verstorbenen 88-jährigen Kirchenoberhaupts (Franziskus hatte ja verfügt, dass er nur noch in einem doppelten, nicht mehr dreifachen Sarg wie seine Vorgänger beigesetzt werde) in einem offenen Papamobil durch die römische Innenstadt zur Basilika Santa Maria Maggiore unweit des römischen Hauptbahnhofs Termini überführt. Den Weg säumten Zehntausende Menschen. Viele applaudierten und warfen Blumen. Als Papst war Franziskus zugleich Bischof der Stadt Rom.
Die Route führte vorbei an der Piazza Venezia und damit durch das Herz Roms. Der Konvoi passierte das Kapitol, die antiken Foren aus der ältesten Zeit der Stadt und das Kolosseum, bevor er auf die Via Merulana einbog, die auf die Papstbasilika Santa Maria Maggiore zuläuft. Seit der Überführung von Paul VI., der 1978 in Castelgandolfo gestorben war, gab es keinen päpstlichen Leichenzug durch die Stadt Rom.
Papst Franziskus hatte sich bereits vor einigen Jahren seine Begräbnisstätte in der Marienkirche Santa Maria Maggiore ausgesucht. Die meisten seiner Vorgänger liegen unter dem Petersdom begraben. Die etwa halbstündige Beisetzungsfeier zwischen zwei Seitenkapellen leitete der Camerlengo, Kardinal Kevin Farrell. Rund 50 Geistliche sowie einige andere dem Papst nahe stehende Menschen nahmen daran teil, um dem Papst die letzte Ehre zu erweisen: Sicherheitskräfte in Paradeuniformen und Gruppen von Armen, Migranten, Transpersonen, Opfern von Menschenhandel und Vertretern der Roma-Gemeinschaft.
Vor der eigentlichen Beisetzung setzten die Träger den verschlossenen Sarg in der Basilika kurz vor der Marien-Ikone „Salus Populi Romani“ ab, quasi als letzten Gruß des Verstorbenen an das von ihm verehrte Marienbild. An dieser Stelle hatte er in seiner Zeit als Papst etwa 120 Mal gebetet, unter anderem vor und nach jeder Auslandsreise.
Als finaler liturgischer Gesang nach dem Versenken des Sarges im Erdreich ertönte im Inneren der Kirche das fast tausend Jahre alte lateinische Marienlied „Salve Regina“. Es endet mit der Bitte der Betenden, „nach diesem Exil“ des irdischen Lebens Jesus im Ewigen Leben begegnen zu dürfen.
Das schlichte Grabmal aus weißem Marmor aus Ligurien befindet sich im linken Seitenschiff der Basilika. Wie von Franziskus gewünscht trägt die Grabplatte lediglich die Inschrift „Franciscus“ in Großbuchstaben. Über dem Stein ist eine Nachbildung seines silberfarbenen Brustkreuzes angebracht.
Bereits am Sonntag haben zahlreiche Gläubige die letzte Ruhestätte von Papst Franziskus in der Basilika Santa Maria Maggiore besuchen können. Am Sonntagabend beteten dann mehr als 100 der in Rom versammelten Kardinäle, unter ihnen der emeritierte Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, in der Basilika Santa Maria Maggiore die Vesper. Geleitet wurde sie vom Koadjutor-Erzpriester von Santa Maria Maggiore, Kardinal Rolandas Makrickas. Die Kardinäle wurden laut Nachrichtenportal „Vatican News“ zuvor in drei Bussen vom Vatikan zu der Basilika gebracht. Die Kirche betraten sie durch die Heilige Pforte. Auch während der Vesper begaben sich, wie schon den ganzen Tag über, weiterhin viele Menschen zum Grab von Franziskus, um dort des verstorbenen Papstes aus Argentinien zu gedenken. Viele Kardinäle verharrten zum Ende der Vesper still vor dem Grab des Papstes, einige schossen Erinnerungsfotos.
Auf dem Grab von Papst Franziskus lag am Sonntagmorgen als erstes eine weiße Rose. Diese Blume hatte für ihn eine besondere Bedeutung, wie er einmal erklärte. Seit seiner Zeit in Argentinien symbolisiere sie seine Verbundenheit mit der heiligen Thérèse von Lisieux (1873–1897), so der damalige Erzbischof von Buenos Aires in einem Interview-Buch. An Thérèse und ihre Fürsprache bei Gott habe er sich immer bei persönlichen Schwierigkeiten gewandt. „Wenn ich ein Problem habe“, hatte Jorge Bergoglio einmal erklärt, „bitte ich die Heilige, es nicht zu lösen, sondern es in ihre Hand zu nehmen und mir zu helfen, es zu akzeptieren“. Als Zeichen erhalte er dann fast immer eine weiße Rose. So standen sowohl in seiner Wohnung in Buenos Aires wie auch in Santa Marta im Vatikan des Öfteren weiße Rosen in einer Vase. Zuletzt hatte er solche nach seiner Rückkehr aus der Gemelli-Klinik erhalten.
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